Björn Clemens – Erlebnis Eisenbahnstraße

21 und 30 Jahre WGT

 

Wer seit 21 Jahren mehr oder weniger regelmäßig an einem viertägigen Großfestival wie dem Wave-Gotik-Treffen, kurz WGT, teilnimmt, das seinerseits nunmehr das 30. Jubiläum feiern konnte, sieht sich zwangsläufig gefordert, einen bilanzierenden Rückblick zu zeichnen. Die Gefahr solcher Reminiszenzen liegt in einer Nostalgiesierung des eigenen Erlebens, nicht nur weil man diese 21 Jahre älter geworden ist (was der Lebensspanne manch jüngerer Festival-Besucher entspricht), sondern auch, weil sich alle Ereignisse abnutzen, die in einem festen Turnus wiederkehren. Was bei den ersten Malen den prickelnden Reiz des Neuen ausstrahlt, wird im Laufe der Jahre zunehmend zum Gewohnheitsritual, mit Anflügen von  Routine und hin und wieder selbst Langeweile. Hinzu kommt, dass das WGT einige objektive Einbußen hat hinnehmen müssen. Beispielsweise finden in der Parkbühne im Clara-Zetkin-Park keine Konzerte mehr statt, wodurch eine besonders chillige Location verloren gegangen ist. Ein herber Verlust ist darüber hinaus durch die Schließung der Kult-Kneipe Sixtina eingetreten. Im düsteren Szeneambiente dieser Absintheria, in dem auch Klein-Konzerte und Lesungen stattfanden, kam die Stimmung des WGT gewissermaßen zu sich selbst. Ähnliches galt bis 2012 für das heidnische Dorf nahe des Agra-Geländes. War bis zu diesem Zeitpunkt das Gelände des Mittelaltermarktes ein lauschiger Platz, an dem man in gemütlicher Runde die Seele baumeln lassen konnte, ist es, seitdem dort alljährlich eine große Stahlbühne, anstelle der vorherigen hölzernen aufgestellt wird, ein überlaufener und auch lauter Ort geworden, dem nicht mehr das „gewisse Etwas“ innewohnt. Unverständlicherweise hatte 2023 auch das Treffen-Cafe´ nicht geöffnet, das im Agra-Gelände die Konzerthalle mit der Verkaufshalle verbindet. Dort konnte der Festival-Gast bei Kaffee und Kuchen oder auch Obst und Bier etwas vom Party-Marathon ausruhen, während er andere Schwarzgewandete betrachtete oder die eine oder andere Bekanntschaft schloss. Schließlich und endlich ist auch die Gegenleistung für die inzwischen deutlich erhöhten Karten-Preise dürftiger geworden: War früher noch das Treffen-Buch „Pfingstbote“ samt einer CD im Eintrittspreis inbegriffen, so muss man jetzt das Buch extra bezahlen, während es eine CD überhaupt nicht mehr gibt.

 

Als wir Anfang der 2000er das WGT für uns entdeckten, überkam uns der Schwall der damals neuen und ungewohnten Eindrücke mit einer solchen Wucht, dass man schier erschlagen wurde. Kleidung, Musik, bizarre Gestalten, met- und biergeschwängerte Stimmung, umrahmt vom allgegenwärtigen Duft des Patschuli-Parfums, ergaben ein einzigartiges Amalgam aus Heiterkeit, Partyrausch und Gemeinschaftsgefühl. Das Besondere des WGT bestand indessen nicht nur in seinem speziellen Party-Charakter, sondern in dessen kulturellem Hintergrund. Die Gothic-Szene, die sich in viele Stile und Musikrichtungen auffächert, orientiert sich zu einem großen Teil an der Geisteshaltung der Romantik mit ihrer antirationalistischen Ausrichtung, ihrer Dichtung, ihrer Traditionsverbundenheit usw.. Sie wurde von uns daher immer als Gegenentwurf zu der trivialen Geschäftsidee der BRD, die sich zum besten Deutschland aller Zeiten ausgewuchert hat, empfunden. All das war und ist eingebettet in den genius loci einer Halbmillionenstadt, die durch geschlossene Altbauviertel in einem immer noch morbiden ostischen Charme besticht, schöne Parkanalgen aufweist, gewachsene Strukturen ohne westdeutsche Einheitsarchitektur besitzt und die vor allem bis weit nach 2010 einen für Städte dieser Größenordnung außergewöhnlichen deutschen Charakter bewahrt hatte. Im Jahr 2004 schrieb ich aufgrund all dessen:

 

Dabei ist hervorzuheben, daß die schwarze Szene an sich nicht „rechts“ ist, genau so wenig wie die Mehrzahl der Gruppen. Das entscheidende ist nicht die politische Ausrichtung, die hier so vielgestaltig ist, wie auch sonst in der Bevölkerung; sondern die subkulturelle Alternativität. Der Zeitgeist hält hier seine Auszeit. Die Farbe schwarz präsentiert das Gegentum gegen Mc Donalds und Dönerbuden, gegen Weltbank und one world, gegen die Reduzierung des Menschen auf den Verbraucher, gegen die Götzenreligion des Liberalkapitalismus.

 

Mag die schwarze Welt nun Teil einer kulturellen Gegenoffensive sein oder eine der letzten Rückzugsbastionen: wenn im heidnischen Dorf auf dem Festivalgelände im Kreise der Kameraden beim Klang mittelalterlicher Melodien die Nachmittagssonne durch die Baumkrone bricht, bekommt man als Deutscher eine Gänsehaut und fühlt sich gestärkt im Kampf gegen Börse und Zuwanderung!

 

Zusammenfassend zeichnet(e) sich das WGT also durch folgende vier Faktoren aus:

 

  • Den Festivalfaktor mit seinen Konzerten und Veranstaltungen
  • Den Gemeinschaftsfaktor
  • Den Kulturfaktor
  • Den Leipzigfaktor

 

Im Jahr 30 gab es neben den schon genannten Einschnitten auch  auf musikalischem Gebiet einige leichte Enttäuschungen. So bot die Gruppe Deine Lakaien, eines der Zugpferde im Programm, einen schwachen Auftritt. Bandleader Veljanov wirkte uninspiriert, brachte nur aufgewärmte alte Stücke in einer wenig attraktiven Performance. Die Agra-Halle leerte sich dementsprechend während des Konzerts zusehends. Das Heidnische Dorf präsentiert, wie erwähnt, inzwischen zunehmend Krach-Bands, hat dafür aber eine etwas größere Bandbreite. Wahrscheinlich deshalb ist es dort auch in den letzten Jahren an Zuschauern zum Bersten voll. Gut hingegen die Auftritte von Hekate und Fire and Ice am Neofolk-Abend. Auch die abschließende Darbietung von Apoptose mitsamt des Fanfarencorps Leipzig (dieses Jahr in Gestalt der Trommler-Abteilung) am Pfingstmontag geriet sehr beeindruckend. Allerdings umfasste auch ihre Stückauswahl kaum etwas, das man nicht schon in früheren Jahren gehört hätte. Die Elektro-Fans müssen allerdings auf ihre Kosten gekommen sein, wie compact-online zu berichten weiß, https://www.compact-online.de/wgt-2023-rendezvous-mit-tiroler-waldgeistern/ .

 

Die Stadt Leipzig selbst bietet ebenfalls nicht mehr das Überfremdungs-Refugium wie ehedem. Erlebniswert hat in dieser Hinsicht ein Besuch in der Eisenbahnstraße in der östlichen Innenstadt. Hier finden sich ein ganzer Straßenzug mit Geschäften ohne deutsche Beschriftung und Menschen, die keinen Ton in der Landessprache verstehen. Für BRD-Westverhältnisse wäre das immer noch wenig, doch lässt die an dieser Stelle sichtbare Entwicklung nichts Gutes auch für den Osten ahnen. Ganz am Ende der Straße, an der Kreuzung zur Hermann-Liebmann-Straße, taucht dann ein versteckter kleiner Kiosk auf, so wie man ihn sich in der Großstadt vorstellt. Dort kaufen ältere Frauen, die nicht wegen ihrer Mode aus der Honecker-Zeit oder ihres sächsischen Akzents als Fremdkörper wirken (beides macht sie eher sympathisch, aber vielleicht aus musealen Gründen), sondern wegen ihrer offensichtlichen Minderheitenstellung, ihr „Neues Blatt“ oder geben ihren Lotto-Schein ab. Das greifbare Verlorensein solcher Menschen im ehemals heimatlichen Umfeld erweckt bittere Gefühle.

 

Allerdings ergaben sich in Leipzig auch andere Bilder, so an einer Showbühne am Wilhelm-Leuschner Platz am Sonntagnachmittag des 30. Mai, als ein kleiner, vielleicht achtjähriger Steppke mit neugierigen Blicken über das Gelände lief. Sein schwarzes T-Shirt zeigte, dass er einfach dabei sein wollte, weil die Gemeinschaft nun einmal an diesem Wochenende schwarz trägt, und seine zwei wenig älteren Schwestern sowie Vater und Mutter der insgesamt fünfköpfigen Familie zeigten, dass doch noch ein wenig Glut unter der Asche brennt. Wer wollte nicht bei dem Anblick einer solch intakten, nicht vom Genderwahn befallenen, Natürlichkeit, ein sentimentales Lächeln unterdrücken?  Schließlich zeigte die 73jährige heitere und stark angeheiterte Dame, die einen Tag zuvor im heidnischen Dorf rücklings im Rausch der Getränke von der Bank fiel, dass ein Gemeinschaftsgefühl solidarisieren kann: sie fühlten sich offensichtlich ebenso hingezogen zu ihr, dass sie deren Teil sein wollten. Demgegenüber lag der Fremdenanteil unter den Festival-Aktivisten immer noch kaum oberhalb von Null.

 

Am meisten von allen oben genannten Faktoren scheint indessen der kulturelle, von dem wir uns seinerzeit einen wahren geistig-spirituellen und letztendlich auch politischen Aufbruch versprochen hatten, entschwunden zu sein. Man kann fragen, ob unsere diesbezüglichen Erwartungen nicht übergezogen gewesen sein mögen. Das möchte ich jedoch nach wie vor verneinen. Denn die geistig-kulturelle Erneuerung eines Volkes geschieht selten dadurch, dass plötzlich alle Angehörige einer als Nischengruppe gestarteten Bewegung beitreten (Im Falle des Christentums war dies aber genau so.). Auch ein Reichstagssturm der Gothics lag von Beginn an im Bereich des weniger Wahrscheinlichen. Was aber möglich war, wäre die zahlenmäßig signifikante Infiltration deutscher Kulturschaffender, ggfs. auch Politiker, (manche  Abgeordnete verschiedener Parlamentsstufen, die sich auf dem Festgelände getummelt haben, könnte ich benennen) oder sonstiger Multiplikatoren gewesen, die das geistige Klima eines Landes prägen. Immerhin hat mit Rolf Schilling beim WGT 2007 und 2013 zwei mal ein herausragender deutschen Dichter gesprochen. Seine Auftritte in der Krypta des Völkerschlachtdenkmals, ergänzt durch Musikeinlagen der Gruppe Barditus, waren kulturelle Höhepunkt von einer Strahlkraft, die man andernorts vergeblich sucht.

 

Leider hat eine solche Neubestimmung nicht stattgefunden, so wie das gesamte Land seit dem 3. Oktober 1990 von der geistig-kulturellen Erneuerung verschont bleibt. Dass das Potential dazu aus dem Umfeld der Neoromantik durchaus vorhanden war, belegen die im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends nicht seltenen, sondern zahlreichen, angsterfüllten Berichte der Mainstream-Medien, die vor einer Symbiose aus aus der schwarzen Szene hervorgehendem Aufbruch und traditionalem Denken warnten. Zu nennen wären etwa der Artikel „Nur weiße Haut unter der schwarzen Kleidung – Rechtsextreme in der Gothic-Szene“ des bewährten Hetz-Portals „Beltower“ (2010) https://www.belltower.news/nur-weisse-haut-unter-der-schwarzen-kleidung-rechtsextreme-in-der-gothic-szene-32624/ oder das bereits im Jahr 2002 erschienene ausführliche Buch „Ästhetische Mobilmachung“ des gleichfalls bekannten Propagandisten Andreas Speit. Selbst der Spiegel brachte in einem Online-Artikel vom 16.02.2009 https://www.spiegel.de/spiegel/a-607625.html die Möglichkeit einer geistigen Gegenrevolution mit dem Frontsänger der Gruppe von Thronstahl, Josef Klumb, in Zusammenhang. Klumb hatte übrigens zehn Jahre zuvor mit der damaligen Band Weißglut kurz vor dem Durchbruch gestanden, bevor er aus politischen Gründen eliminiert wurde.   

 

Dass sich das Potential nicht entfaltet hat, liegt zum einen an einer verkrusteten, macht- und geldgierigen Herrschaftskaste, die nicht nur keine Kraft und keine Intelligenz hat, um Deutschland zu erneuern, sondern die ein solches Ansinnen geradezu scheut wie der Teufel das Weihwasser, weil sie zurecht befürchtet, durch die Erneuerung hinweggespült zu werden. Sie riegelt die Gesellschaft hermetisch gegen alle Einflüsse außerhalb des woken, multikulturellen, gendergerechten Einheitsbreies ab und stößt jeden, der es wagt, vom Mainstream einen Millimeter abzuweichen, per gesellschaftlicher Inquisition aus ihm aus. Beispiele wie Uwe Steimle, Uwe Tellkamp oder Nikolai Binner, um nur wenige zu nennen, belegen das. Zum anderen liegt es an der politischen Bewusstlosigkeit des deutschen Volkes, namentlich der bürgerlichen Rechten, einschließlich ihres parlamentarischen Armes, die seit eh und je bis heute hauptsächlich weiß, was sie nicht will (Überfremdung, Inflation, Kriminalität), aber nicht weiß, was sie will, abgesehen, vom unbeeinträchtigten Betreiben ihrer Geschäfte.  Endlich – vielleicht ist das der wichtigste Gesichtspunkt – liegt es an der Generation Waschlappen, die wir zum Überdruss während der abgelaufenen Corona-Inszenierung kennenlernen durften. Sie feiert nicht auf dem Festgelände, sondern im WLAN, sie findet Freunde nicht in der Wirklichkeit, sondern im Netz, sie liest kein Buch, sondern 10-Worte-Postings, sie lässt sich von den Eltern im SUV zur Klimademo fahren und sie ist beleidigt, wenn sie in der Ausbildung oder am Arbeitsplatz nicht verhätschelt, sondern gefordert wird. Dementsprechend gewinnt man auf dem Agra-Gelände inzwischen weniger den Eindruck eines Jugendtreffens als den eines Treffens Junggebliebener oder solcher, die es mimen wollen; getreu dem Motto eines Studentenliedes „…und wenn Du jung bleibst mit den Jungen, dann war es recht(s), dann stirbst Du nie!“  Somit bleibt, wer aus der neoromantischen Bewegung prägende Impulse erfahren hat, als Waldgänger unterwegs, wenn er oder sie immer noch nicht die Hoffnung auf neue Ufer aufgegeben hat. Doch besser Waldgänger als Wüstenfuchs.

 

Trotz allem bleibt das WGT eine Quelle der Erbauung. Denn der Auszeitfaktor, darin bestehend, in der schönsten Großstadt Deutschlands für vier bis fünf Tage aus dem Tretrad der Tagesgeschäfte auszusteigen, Freunde aus der Diaspora (wieder- ) zu treffen, gute Gespräche zu führen, den Vögeln und dem Rauschen der Bäume auf dem Zeltplatz zu lauschen oder sich von martialischen Rhythmen verleiten zu lassen, an eine deutsche Zukunft zu glauben, ist nach wie vor Balsam für die Seele, wie man ihn sonst selten findet! 

            

  1. Mai/01. Juni 2023

Björn Clemens – Zehn Thesen zum Antichristen

Wer in den Zeiten der inszenierten Pandemie nach Gott sucht, nach einem Refugium vor den Nachstellungen und Übergriffen des Staates auf die Bürger, wird in der Pfaffenkirche nicht fündig, im Gegenteil: Dort huldigt man dem Antichristen.
 
  1. Wer die medizinisch Unkorrekten aus dem Gottesdienst und somit aus der Mitte der Gemeinde verstößt, spuckt Jesus Christus ins Gesicht. Wer Gottes Haus nur denjenigen öffnet, die ihren Gesundheitsstatus nachweisen, verschließt es ihnen. Denn Jesus wandte sich den Aussätzigen (Mt. 8, 3) zu, eingedenk dessen, dass sie aus der Gemeinde abgesondert (in Quarantäne gesteckt) waren. Denn in der Schrift heißt es, (3. Mose 13, 46): „Allein soll er wohnen, außerhalb des Lagers soll seine Wohnung sein.“ Jesus durchbricht die Quarantäne, ihm sind alle willkommen, ob krank, gesund oder geimpft, und deshalb dient dem Antichristen, wer sie vollstreckt.

 

  1. Wer einer Agenda der Furcht das Wort redet oder ihr nicht entgegentritt, verleugnet Jesus Christus. Denn er spricht, „in der Welt habt Ihr Angst, ich aber habe die Welt überwunden“ (Johannes 16,33); er spricht, „ich habe Euch nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“ ( 2. Tim., 1, 7). Wer Jesus dient, nimmt daher den Menschen die Angst vor Krankheit. Wer ihnen diese Angst einjagt, dient dem Antichristen.

 

  1. Wer die biologische Gesundheit des Menschen in den Mittelpunkt des Lebens stellt, verschreibt sich einer Agenda des Körpers, also des Fleisches. Diese Agenda leugnet die Agenda des Heilands, denn er spricht, Römer 5, 12ff. „So sind wir nun, liebe Brüdern und Schwestern nicht dem Fleisch schuldig, dass wir nach dem Fleische leben. Denn wenn Ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet Ihr sterben müssen, wenn Ihr aber durch den Geist die Taten des Leibes tötet, so werdet Ihr leben.“ Folglich sind die Gesundheitsapostel Apostel des Antichristen.

 

  1. Wer sein Gesicht beim Kirchgang maskiert, verdeckt es vor Gott. Doch Gott wendet den Menschen sein Angesicht zu, damit sie ihm ihr Angesicht zuwenden. Wer im Gottesdienst ausruft „Gott lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig“ (4. Mose, 6,25) und dabei das eigene Gesicht verhüllt, ist ein Heuchler und Scharlatan. Er dient dem Antichristen.

 

  1. Wer Gott den Gesang verweigert oder ihn verschleiert, verschließt die Ohren vor dem Gebot, ihm Lobgesang entgegenzubringen. Denn es heißt im Psalm (147): „Denn es ist gut, unserem Gott zu singen, es ist lieblich, es ziemt ich der Lobgesang“, und es heißt im Lied: „Nun lasst uns gehn und treten mit Singen und mit Beten“ (Paul Gerhardt) oder „Psalter und Harfe wacht auf, lasset den Lobgesang hören.“ (Joachim Neander). Wer nicht singt, bejubelt den Antichristen.

 

  1. Wer die Gottesdienste beschränkt oder sie gar digitalisiert, verbannt den Geist Gottes aus seiner Mitte. Denn es steht geschrieben (Mt. 18,20), „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, bin ich mitten unter ihnen.“ Wer die Versammlung der Gemeinde behindert, sperrt damit Gott aus. Das ist Dienst am Antichristen.

 

  1. Wer staatliche Vorgaben für den Gottesdient akzeptiert oder sie in vorauseilendem Gehorsam selbst inszeniert, verstößt gegen das Gesetz Jesu Christi, wonach Du Dem Kaiser geben sollst, was des Kaisers und Gott, was Gottes ist (Mk. 12, 17). Wenn der Staat sich anmaßt, Auflagen für den Gottesdienst zu erlasen, dann sollst Du Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg. 5,29). Wer aber Gott den Gehorsam verweigert, gehorcht dem Antichristen.

 

  1. Wer sein Heil darin sucht, der Welt zu gefallen und deshalb den Widerstand gegen die Herrschaft des Bösen meidet, der dient ihr. Damit dient er dem Fürsten der Welt. Aber der Fürst dieser Welt wird im Gericht hinausgeworfen (Johannes 12,31) Wer also dem Fürsten dieser Welt dient, dient dem Antichristen.

 

  1. Wer der Gemeinde nicht beisteht, wer Gläubige aussperrt, und Hilfesuchenden keine Hilfe bietet, ist eine falsche PriesterIn. Von ihs heißt es: „Wehe den Hirten, die die Herde meiner Weide umkommen lassen. Darum so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden, Ihr habt meine Herde zerstreut und verstoßen und nicht nach ihr gesehen. Siehe ich will Euch heimsuchen um Eures Bösen Tuns willen.“ (Jeremia 23, 1 u. 2) Denn diese falschen Hirten stehen im Dienste des Antichristen.

 

  1. Wer all dies tut aus Angst vor der Abschaffung der Kirchensteuer oder dem Ablösegebot (Art. 140 GG., Art. 138 WRV), der handelt nicht um Gottes Willen sondern um seines eigenen Willen. Denn Du kannst nicht gleichzeitig Gott dienen und dem Mammon (Mt. 6, 24, Luk. 16,13)!    

 

Die Kirche, die solches treibt, ist somit Teil der Agenda. Sie dient nicht Gott und nicht den Menschen. Sie dient, wie schon zu Zeiten des Reformators dem Antichristen, ob bewusst oder unbewusst.

 

 

Björn Clemens – Die Paradigmen des Grundgesetzes

Im Jahre 2019 wird das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland bekanntlich 70 Jahre alt. Die Initiative zu seiner Schaffung ging von den westlichen Siegermächten aus, die den Ministerpräsidenten der westdeutschen Bundesländern im Juni 1948 die sogenannten Frankfurter Dokumente übergaben, in denen sie ihre Vorstellungen von der Struktur eines westdeutschen Teilstaates niedergelegt hatten. Ausgearbeitet wurde es sodann vom Parlamentarischen Rat, einer Auswahl von Vertretern der westdeutschen Landtage, die 1948 und 1949 auf der Insel Herrenchiemsee tagten. Am 8. Mai 1949, auf den Tag genau vier Jahre nach der Kapitulation der Wehrmacht wurde es von diesem Gremium beschlossen; am 23. Mai 1949, vier Jahre nach der Inhaftierung der Regierung Dönitz und damit am Jahrestag des Endes des Deutschen Reiches, trat es in Kraft. Wie jede Verfassung konstituiert das Grundgesetz verschiedene Paradigmen, die entscheidend für das staatliche Leben –hier also der Bundesrepublik Deutschland – geworden sind. Es hat einige wichtige Forderungen verwirklicht, die, nicht zuletzt von burschenschaftlicher Seite, jahrzehntelang erhoben wurden, um dem Bürger eine Mitwirkung am staatlichen Leben zu gewähren. In der Paulskirchen-Verfassung von 1848 gewannen sie ersten Ausdruck. Heute sind Grundrechte wie die Meinungsfreiheit nach Art. 5 GG oder die Versammlungsfreiheit nach Art. 8 GG häufig letzte Bollwerke, um staatliche Eingriffe in freiheitliche oder identitäre Aussagen und Aktionen (auch) gerichtlich abzuwehren. Jedoch wird häufig verkannt, dass einige seiner Paradigmen dem Erhalt einer staatlichen Gemeinschaft abträglich sind. Sie sollen hier erläutert werden.

Individualzentrismus

Ersten Aufschluss über die Dogmatik des Grundgesetzes gibt sein Aufbau. Vermutet man an dessen Anfang eine Definition des Staates oder der Staatsform, den bzw. die zu konstituieren die Aufgabe der Verfassung doch ist, liest man im ersten Artikel statt dessen:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist die Aufgabe aller staatliche Gewalt.“

„Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“[1]

Demgegenüber lautete Artikel 1, Absatz I der Weimarer Reichverfassung von 1919 ohne Pathos:

            „Das Deutsche Reich ist eine Republik.“[2]

Im Grundgesetz folgen sodann 18 weitere Artikel, in denen festgesetzt wird, welche Rechte der Einzelne gegenüber der staatlichen Gemeinschaft fordern, ja sogar einklagen kann, bevor es in Artikel 20 erstmals benennt, um welchen Staat es sich überhaupt handelt und wie er organisiert ist:

„Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat.“

Es liegt nahe, dass ein derartiger Aufbau keinem Zufall entspringt, sondern von einer klaren verfassungspolitischen Idee geleitet ist. Die Würde des Menschen wird nicht vom Staat erklärt, sondern von ihm vorgefunden, er definiert nicht die Menschenrechte, sondern bekennt sich zu ihnen. Solche Ehre einer vorstaatlichen Gegebenheit, die man hinzunehmen und zu der man sich zu bekennen hat, kam weiland nur Gott, dem Herrn zu. In der Bundesrepublik scheint der Mensch an seine Stelle getreten. Staatsrechtlich formuliert einer der führenden Verfassungsinterpreten, Hans Jarass, diese Geisteshaltung wie folgt:

„Der Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen. Der Staat und seine Ziele haben keinen Eigenwert, sondern ziehen ihre Berechtigung allein daraus, dass sie den Menschen konkret dienen. Darin liegt auch eine Abkehr von der Vergötterung des Staats und der Volksgemeinschaft, etwa in der deutschen Romantik.“[3]

Eine solche Überhöhung des Individuums lässt es nicht abwegig erscheinen, vom „Gott Ich“ zu sprechen, der in der Bundesrepublik Deutschland angebetet wird. Weniger drastisch als Jarass, aber in der Sache genau so kompromißlose Formulierungen finden sich in der gesamten bundesdeutschen staatsrechtlichen Literatur. Sie sprechen von der logischen Priorität der Grundrechte, der Vorstaatlichkeit der Grundrechte, von unabgeleiteten, ursprünglichen und urwüchsigen Rechtspositionen, deren Gebrauch gegenüber der staatlichen Herrschaftsmacht nicht eigens und besonders gerechtfertigt zu werden braucht usw.[4]Damit ist der absolute Bezugspunkt des Staates der Einzelne, den mit dem anderen Einzelnen nichts verbindet, als der Zusammenschluß zum Zweck der Verwirklichung der jeweils eigenen Interessen. Wie weit solche, von staatlichen Organen zu respektierenden Interessen im Extremfall gehen können, zeigen gut ausgestattete Liebeszellen in deutschen Gefängnissen, wo verurteilte Schwerverbrecher ungestört ihren sexuellen Bedürfnissen nachgehen können[5]– unter Berufung auf ihre Menschenwürde. Etliche Ansprüche und ausuferndes Anspruchsdenken nehmen von hier seinen Ausgang. Staat ist abgeleitet, dient und muss sich rechtfertigen, das Individuum darf, befiehlt und ist nicht hinterfragbar. 

Ein handelndes Kollektiv, das sich in dem Staat zur Geltung brächte, existiert von solchem individualistischen Standpunkt aus nicht. Vom Individualismus zum Individualextremismus ist es kein weiter Weg. Im Extremfall reduziert ein solches Verständnis den Staat auf seinen Beutewert.[6]Diametral entgegengesetzt ist es dem preußischen Staatsverständnis, das sich in der Tradition Georg Wilhelm Friedrich Hegels sah. Denn nach ihr ist der Staat

„… die Wirklichkeit des substantiellen Willens, die er in dem zu seiner Allgemeinheit erhobenen besonderen Selbstbewußtsein hat, das an und für sich Vernünftige. Diese substantielle Einheit ist absoluter unbewegter Selbstzweck, in welchem die Freiheit zu ihrem höchsten Recht kommt, so wie dieser Endzweck das höchste Recht gegen die Einzelnen hat, deren höchste Pflicht es ist, Mitglieder des Staats zu sein.“

Hier wird also von einem Selbstzweck des Staates und von Pflichten des Einzelnen gesprochen, Begriffen, die dem Grundgesetz fremd sind. Ausdrücklich betont Hegel, dass der Staat nicht mit der Bürgerlichen Gesellschaft gleichgesetzt werden darf.

„Wenn der Staat mit der bürgerlichen Gesellschaft verwechselt und seine Bestimmung in die Sicherheit und den Schutz des Eigentums und der persönlichen Freiheit  gesetzt wird, so ist das Interesse des Einzelnen als solcher der letzte Zweck, zu welchem sie vereinigt sind, und es folgt hieraus ebenso, dass es etwas beliebiges ist, Mitglied de Staates zu sein. – Er hat aber ein ganz anderes Verhältnis zum Individuum, indem er objektiver Geist ist, so hat das Individuum selbst nur Objektivität … Die Vereinigung als solche ist selbst der wahrhafte Inhalt und Zweck.“[7]

Hegel unterscheidet also deutlich zwischen der bloßen subjektiven Interessengemeinschaft der Bürger und der objektiven Allgemeinheit, die für ihn der Staat ist. Dem Allgemeinbezug verwandt ist der Gemeinschaftsbezug des Staates, den Carl Schmitt betont, wenn er ihn durchgängig als die politische Einheit eines Volkes definiert.[8]Von all dem will das Grundgesetz nichts wissen. Für die dezidiert antipreußische Grundhaltung seiner wesentlichen Konstrukteure steht u.a. Konrad Adenauer, vor seiner Kanzlerschaft Präsident des o.g. parlamentarischen Rates. In einer Rede im WDR skizzierte er 1946 sein Staatsverständnis wie folgt:

„Das deutsche Volk krankt seit vielen Jahrzehnten an einer falschen Auffassung vom Staat, von der Macht, von der Stellung der Einzelperson. Es hat den Staat zum Götzen gemacht und auf den Altar erhoben. Die Einzelperson, ihre Würde und ihren Wert hat es diesem Götzen geopfert. Die Überzeugung von der Staatsomnipotenz, von dem Vorrang des Staates und der im Staat gesammelten Macht vor den ewigen Gütern der Menschheit, ist in zwei Schüben in Deutschland zur Herrschaft gelangt. Zunächst breitete sich diese Überzeugung von Preußen ausgehend nach den Freiheitskriegen aus. Dann eroberte sie nach dem siegreichen Krieg von 1870/71 ganz Deutschland. Der Staat wurde durch den von Herder und den Romantikern aufgedeckten Volksgeist, vor allem durch Hegels Auffassung vom Staat als der verkörperten Vernunft und Sittlichkeit, in dem Bewußtsein des Volkes zu einem fast göttlichen Wesen. Mit der Überhöhung des Staates war zwangsläufig verbunden ein Absinken in der Bewertung der Einzelperson.“[9]      

Das Bundesverfassungsgericht hat im SRP-Urteil vom 23.10.1952[10]die verschiedenen Staatsauffassungen herausgearbeitet und einander gegenübergestellt. Es hebt dabei hervor, wie sie mit den verschiedenen politischen Richtungen bzw. Ideologien verknüpft sind:

„Bestimmt man die politischen Richtungen im Wesentlichen danach, wie sie das Verhältnis des Einzelnen zum Staate sehen, so wird man das Wesen der Staatsauffassung, von der alle Rechtsparteien ideologisch ihren Ausgang nehmen, darin zu sehen haben, dass sie in überindividualistischer Sicht dem Staat vor dem Einzelnen den Vorrang gibt – im Gegensatz zum Liberalismus, der den Primat des Individuums vor dem Staat betont.“[11] 

Diese Erkenntnis ist sicherlich nicht sensationell, man sollte sich jedoch vor Augen führen, dass aus ihr die Entscheidung des Grundgesetzes zugunsten der liberalistischen Ideologie abzuleiten ist. So muss also festgehalten werden, dass das Grundgesetz weniger eine Einheit eines kraftvollen oder auch nur seiner selbst bewussten Gemeinschaft konstituiert, als eine Verabsolutierung des Ich und darauf beruhend eine Verfahrensordnung zur Regelung persönlicher Interessen.

Im Urteil zum Parteiverbotsverfahren der NPD vom 17. Januar 2017 hat das Bundesverfassungsgericht diese Dogmatik zu einer letzten Konsequenz weiterentwickelt. Es urteilte darin, eine Menschenwürdeverletzung sei überall dort anzutreffen,

„…wo die Subjektqualität des Menschen und der daraus folgende Achtungsanspruch grundsätzlich in Frage gestellt werden (so im Ergebnis auch Dreier, a.a.O., Art. 1 Abs. 1 Rn. 60 ff.). Dies ist insbesondere bei jeder Vorstellung eines ursprünglichen und daher unbedingten Vorrangs eines Kollektivs gegenüber dem einzelnen Menschen der Fall. Die Würde des Menschen bleibt nur unangetastet, wenn der Einzelne als grundsätzlich frei, wenngleich stets sozialgebunden, und nicht umgekehrt als grundsätzlich unfrei und einer übergeordneten Instanz unterworfen behandelt wird. Die unbedingte Unterordnung einer Person unter ein Kollektiv, eine Ideologie oder eine Religion stellt eine Missachtung des Wertes dar, der jedem Menschen um seiner selbst willen, kraft seines Personseins (BVerfGE 115, 118 <153>) zukommt. Sie verletzt seine Subjektqualität und stellt einen Eingriff in die Garantie der Menschenwürde dar, der fundamental gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung verstößt.“[12]

Später zieht es daraus expressis verbis die Konsequenz, dass ein ethnischer Volksbegriff mit dem Prinzip der Menschenwürdeunvereinbarsei![13]Dass das Bundesverfassungsgericht mit dieser äußersten Interpretation richtig liegt, wird man bezweifeln und mit Thor v. Waldstein fragen können „Wer schützt die Verfassung vor Karlsruhe?“[14]Denn, wenn das Grundgesetz auch das Volk als nachrangig gegenüber der Einzelperson ansieht, so kennt es doch neben dem Begriff  der Menschenwürde einen Begriff des Volkes, der über die bloße Ansammlung von Staatsbürgern hinausgeht, wenn es in Art. 116 formuliert:

„Deutscher im Sinne dieses Grundgesetzes ist vorbehaltlich anderweitiger gesetzlicher Regelung, wer die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt oder als Flüchtling oder Vertriebener deutscher Volkszugehörigkeit oder als dessen Ehegatte oder Abkömmling in dem Gebiete des Deutschen Reiches nach dem Stande vom 31. Dezember 1937 Aufnahme gefunden hat.“

Zwischen Staatszugehörigkeit und Volkszugehörigkeit wird demnach unterschieden. In einer frühen Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts finden sich denn auch Termini, die einem identitären Volksbegriff entsprechen. Es spricht darin von einem Bekenntnis zum deutschen Volkstum (sic!), „sofern dieses Bekenntnis durch bestimmte Merkmale wie Abstammung (sic!), Sprache, Erziehung und Kultur bestätigt wird.“[15]Nichts destotrotz hat die Überbetonung des Individuums in den Artikeln 1 bis 19 des Grundgesetzes den aktuellen Karlsruher Missgriff des Jahres 2017 erst ermöglicht. Mit den dadurch aufgestellten Maßstäben entwickelt das Bundesverfassungsgericht

„ein atomistisches, die Existenz eines Volkes leugnendes Menschenbild“[16],

anders ausgedrückt, ein Staatsziel Auflösung. Es ist im Grundgesetz angelegt. Ob der darin liegende existenzielle Angriff auf alle traditionsverhafteten, identitären Gegenmodelle (wie zum Beispiel auch der volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff eines ist) von all denen, die sie vertreten, erkannt wird, darf bezweifelt werden.       

Geschichtspolitisches Gegenbild

Sucht man nach den Gründen solcher Ausrichtung, findet man sie in dem Geschichtsbild, das das Grundgesetz verwirklicht:

„Nach den grauenhaften Verbrechen des nationalsozialistischen Staates, die die Würde des Menschen unter Berufung auf staatliche oder sonstige Ziele auf das schwerste verletzten, hat der Verfassungsgeber den Schutz der Menschenwürde an den Anfang des GG gestellt.“[17]

In dogmatischer Schärfe hat das Bundesverfassungsgericht diesenGedanken in einem Beschluß zur Rechtmäßigkeit des Verbotes des Rudolf-Heßgedenkens vom 4. November 2009 hervorgehoben. Bemerkenswert an dieser Entscheidung war, dass das Gericht sie sogar noch getroffen hat, nachdem der Beschwerdeführer, der bekannte Szeneanwalt Jürgen Rieger, kurz zuvor verstorben war. Normalerweise hätte das Verfahren daraufhin eingestellt werden müssen. Offensichtlich war dem Gericht sehr daran gelegen, seine Staatsauffassung höchstrichterlich zu verkünden. Die Kernsätze des Beschlusses lassen die eigentliche Identität, ein Begriff, der denn auch zahlreich verwendet wird, des gegenwärtigen deutschen Staates aufleuchten: 

„Das menschenverachtende Regime dieser Zeit [der Jahre 1933 – 45, d.V.], das über Europa und die Welt in unermeßlichem Ausmaß Leid, Tod und Unterdrückung gebracht hat, hat für die Bundesrepublik Deutschland eine gegenbildlich identitätsprägende Bedeutung, die einzigartig ist und allein auf der Grundlage allgemeiner gesetzlicher Bestimmungen nicht eingefangen werden kann. Das bewusste Absetzen von der Unrechtsherrschaft des Nationalsozialismus war historisch zentrales Anliegen aller an der Entstehung wie Inkraftsetzung des Grundgesetzes beteiligten Kräfte.

Das Grundgesetz kann weithin geradezu als Gegenentwurf zu dem Totalitarismus des nationalsozialistischen Regimes gedeutet werden und ist von seinem Aufbau bis in viele Details hin darauf ausgerichtet, aus den geschichtlichen Erfahrungen zu lernen und eine Wiederholung solchen Unrechts ein für alle Mal auszuschließen.“

Das Bundesverfassungsgericht befleißigt sich hier einer „Nie-Wieder-Rhetorik“, wie man sie von den politischen und journalistischen Einpeitschern des juste milieu kennt. Doch nicht nur das: es siedelt die „geschichtsgeprägte Identität der Bundesrepublik Deutschland“ oberhalb der Meinungsfreiheit und überhaupt oberhalb gesetzlich fassbarer Sachverhalte an, wenn es ausführt:

„Vor diesem Hintergrund entfaltet die propagandistische Gutheißung der historischen nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft mit all dem schrecklichen tatsächlichen Geschehenen, das sie zu verantworten hat, Wirkungen die über die allgemeinen Spannungslagen des öffentlichen Meinungskampfes weit hinausgehen und allein auf der Grundlage der allgemeinen Regeln zu den Grenzen der Meinungsfreiheit nicht erfasst werden können. Die Befürwortung dieser Herrschaft ist in Deutschland ein Angriff auf die Identität des Gemeinwesens nach innen mit friedensbedrohendem Potential.“ 

Die mehrfache Hervorhebung der Unfassbarkeit des NS-Unrechts erinnert an das Bilderverbot im zweiten Gebot der Bibel. „Du sollst Dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, denn ich bin der Herr, Dein Gott.“ Grund dafür ist die Unvollkommenheit, die jedem menschlichen Bild des Göttlichen anhaften würde. Das Vorgelagerte, Apriorische, Überirdische oder eben Göttliche kann durch Beschreibung oder Darstellung nur unzureichend erfaßt werden. Im Umkehrschluss heißt das, wenn etwas als unbeschreiblich, oder wie das Bundesverfassungsgericht es ausdrückt, als in Gesetzen nicht fassbar gilt, hat man es nicht mit normalen irdischen Verhältnissen sondern mit etwas höherem zu tun. Hier liegt ein zivilreligiöses Verständnis des Grundgesetzes, bzw. seiner geschichtlichen Identität begründet, die das Gericht im übrigen auf die Atlantik-Charta und die Potsdamer Beschlüsse, mithin die Deklarationen der Alliierten zur Bekämpfung Deutschlands zurückführt.[18]

Dieses Geschichtsverständnis beruht nicht nur auf der Interpretation durch die Gerichtsbarkeit, sondern ist im Text des Grundgesetzes selbst, und zwar in Artikel 26 GG, angelegt der in seinem entscheidenden ersten Absatz lautet:

„Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vorzubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen.“    

Ein solcher Verfassungsartikel, bzw. die auf ihm beruhende Strafvorschrift des § 80 StGB wird kaum praktische Bedeutung erlangen können: jede Regierung wird es schaffen, ihre kriegerischen Verwicklungen, so sie denn eintreten, als Verteidigungsmaßnahmen bzw. von den Menschenrechten geforderte Intervention zu deklarieren. Stattdessen entfaltet er symbolische Wirkung. Denn seine Begrifflichkeit greift die Dogmatik des Nürnberger Tribunals von 1946 auf, welche den „Angreifer“ nach den politischen Zielen, die er verfolgte, bemisst und ein moralisches Verdikt über Deutschland verhängte. Indem das Grundgesetz diese Dogmatik übernimmt, erkennt es die damit verbundene moralische Bewertung und ihre historische Einordnung an.[19] 

Das Bundesverfassungsgericht entwickelte in dem Rudolf-Heß-Beschluß zur Einschränkung der Meinungsfreiheit aus Artikel 5 GG, mit ihren konkreten antideutschen (Atlantik-Charta, Potsdam) Geschichtsbezügen darüber hinaus ein nahezu antifaschistisches Staatsmodell, das folgerichtig Strafvorschriften mit unverhülltem Gesinnungscharakter kennt, wie § 86a StGB (Verwendung der Kennzeichen verfassungswidriger oder ehemaliger NS-Organisation), oder § 130 StGB, um dessen Verfassungsmäßigkeit es in der erwähnten Entscheidung gerade ging. Nach seinem Absatz 4 wird bestraft, wer die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt. Nun spricht natürlich nichts dafür, die NS-Herrschaft gutzuheißen, aber man sollte sich trotzdem die Frage stellen, ob es mit einer freiheitlichen Verfassung vereinbar ist, eine reine Sympathiebekundung, also eine Gesinnung, zu einer Straftat zu erklären. Jedenfalls schließt sich mit der Anerkennung eines solchen Paragraphen als verfassungskonform der Kreis des ideologischen Gegenentwurfes, den das GG darstellt.

Das Verfassungsgericht vollzog damit 2009 nach, was 2001 schon das OVG Münster aus dem Grundgesetz abgeleitet hatte, seinerzeit aber noch von Karlsruhe aufgehoben worden war. Damals kam es zu einer bemerkenswerten Kontroverse zwischen dem OVG und dem Bundesverfassungsgericht um die Rechtmäßigkeit von Auflagen gegenüber rechtsgerichteten Demonstrationen. Dabei vertrat das OVG die Ansicht, dass die grundgesetzliche Konzeption mit ihren prägenden Wertmaßstäben aus vor allem Völkerverständigung, Friedensgebot (Art. 26 GG) und Menschenwürde mit bestimmten Gedanken, Münster nennt sie „nazistische“, von vornherein unvereinbar sei.[20]

Internationalisierung

Das hierbei entfaltetet antifaschistische Geschichtsbild kongruiert mit den Vereinsverbotsgründen des Artikel 9 GG, soweit dort auf einen Verstoß gegen den „Gedanken“ der Völkerverständigung abgestellt wird. Denn dieser Terminus enthält eine internationalistische Tendenz, deren Ungenauigkeit und Weite gegen jede nationale Forderung beliebig ins Spiel gebracht werden kann: Wer etwa einen Austritt aus der EU befürwortet, gefährdet das große Friedenswerk der Brüsseler Union und damit die Völkerverständigung, wer Zahlungen an Griechenland ablehnt, riskiert ein Auseinanderbrechen des Euro und gefährdet…. usw. Der Internationalismus ist darüber hinaus in mehreren Artikeln des Grundgesetzes eigenständig verankert. So fordert Artikel 23 GG ausdrücklich eine Europäisierung der Bundesrepublik:

„Zur Verwirklichung eines vereinten Europas wirkt die Bundesrepublik Deutschland bei der Entwicklung der Europäischen Union mit, die demokratischen, rechtsstaatlichen, sozialen und föderativen Grundsätzen und dem Grundsatz der Subsidiarität verpflichtet ist und einen diesem Grundsatz im Wesentlichen vergleichbaren Grundrechtsschutz gewährleistet. Der Bund kann hierzu durch Gesetz mit Zustimmung des Bundesrates Hoheitsrechte übertragen.“

Zwar ist die genannte Fassung relativ neu. Sie trat 1990 an die Stelle des alten Artikels 23, der die Wiedervereinigung grundgesetzlich festschrieb (ein Austausch mit Symbolwert). Nicht neu aber ist der verfassungsrechtliche Mechanismus, nach dem durch ein einfaches Gesetz, und damit eines mit einfacher Koalitionsmehrheit, Hoheitsrechte auf supranationale Organisationen übertragen werden können. Artikel 24 GG enthielt eine solche Bestimmung von Beginn an und enthält sie nach wie vor. Artikel 25 GG schließlich normiert einen Vorrang der allgemeinen Regeln des Völkerrechts gegenüber dem Bundesrecht. Damit hat die zunehmende Europäisierung des deutschen Staates, die gleichbedeutend mit seiner Entsouveränisierung ist, Verfassungsrang.  

Zusammenfassung und Ergebnis:

Wesentliche Paradigmen des Grundgesetzes sind ein auf den Nationalsozialismus ausgerichteter negativer Geschichtsbezug, ein damit einhergehendes antifaschistisches Geschichtsbild und ein gemeinschaftsgefährdender Individualismus, der, auch noch in Kombination mit dem konstituierten Internationalismus, bis zum Staatsziel Auflösung gehen kann. Manche Denker haben diese Problematik früh erkannt und, wie beispielsweise Günter Maschke, unter Bezug auf die Vorgaben der Sieger von 1945 festgestellt:

„So sind die Kämpfe um die Verfassung vor allem fremdbestimmte Kämpfe um die jeweils als Ideal angesehene Anpassung. Und deshalb ist die Verfassung das Gefängnis, dem es zu entrinnen gilt.“ 

Man mag diese Zuspitzung für überpointiert halten. Man mag sie für einseitig halten Man sollte ferner die positiven Errungenschaften, die oben skizziert wurden, nicht aus den Augen verlieren. Man sollte sich indes darüber bewusst sein, dass die Verfassung den Rahmen für das politische Handeln abgibt und Vieles, was wir heute erleben, genau den hier erläuterten Paradigmen entspricht.

[1]Artikel 1, Absätze I und II GG.

[2]Neben den offiziellen Quellen leicht zu finden im Internet, z.B. http://de.wikisource.org/wiki/Verfassung_des_Deutschen_Reiches_(1919)

[3]in HansJarass/Bodo Pieroth, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Kommentar, 13. Aufl. 2014, Art. 1, Rn. 1, ebenso in den Vorauflagen.

[4]statt aller: Herbert Bethge/Christian von Coelln, Grundriß Verfassungsrecht, 4. Aufl., München 2011, S. 108ff. mit zahlreichen Hinweisen.

[5]was die taz dazu animiert, im Gefängnis auch noch den Verkehr mit Prostituierten zu fordern, http://www.taz.de/!76211/; Artikel „Sex auch im Knast“ vom 12.08.20111, abgerufen am 25.04.2019.

[6]So der Titel einer Analyse Thor von Waldsteins: „Der Beutewert des Staates“, 2. Auflage, Graz, 2008.

[7]Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, § 258.

[8]Insbesondere in seiner Verfassungslehre, § 1, passim. Der Begriff taucht darüber hinaus in den meisten seiner staatsrechtlichen Abhandlungen auf.

[9]Zitiert nach Konrad Adenauer, Seid wach für die kommenden Jahre, herausgegeben von Anneliese Poppinga, Bergisch-Gladbach, 1997, S. 95f..

[10]BVerfGE 2,1.

[11]BVerfGE 2,1; 16.  

[12]BVerfG Urteil 2 BvB 1/13 vom 17.01.2017, Rn. 540. http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2017/01/bs20170117_2bvb000113.html

[13]Rn. 635.

[14]Thor v. Waldstein. Wer schützt die Verfassung vor Karlsruhe, Kritische Anmerkungen zur neueren Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts betreffend den ethnischen Volksbegriff, Steigra, 2017.

[15]BVerwGE, 5, 238, 241/42.

[16]V. Waldstein, a.a.O., Einleitung.

[17]Jarass, a.a.O.

[18]BVerfG Beschluß vom 4.11.2009, , 1 BvR 2150/08, abrufbar unter  http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20091104_1bvr215008.html. Die zitierten Passagen finden sich in den Randnummern 65 und 66.

[19]Näheres zur Systematik und Symbolik des sog. Friedensverrates und der geschichtlichen Entwicklung bei Björn Clemens, Der Begriff des Angriffskrieges und die Funktion seiner Strafbarkeit, Duncker und Humblot Schriften zum Strafrecht, Band 166, Berlin, 2005.

[20]Beschluss des OVG vom 23.03.2001, NJW 2001, 2111. Zur sich über mehrere Entscheidungen hinziehende Kontroverse zwischen dem OVG und dem BVerfG:Ralf Röger, Demonstrationsfreiheit für Neonazis?, Berlin, 2004.

Die Erneuerung

Die marxistische Lehre ist dadurch gekennzeichnet, dass sie bei vielen politischen Fragen in der Analyse richtig, aber in der Therapie falsch liegt. Wer will bestreiten, dass Karl Marx recht hatte, als er im neunzehnten Jahrhundert auf das Elend hinwies, in das hunderttausende oder Millionen Arbeiter gezwungen waren, während die kleine Klasse der Kapitalbesitzer dadurch ihren Reichtum ins Unermessliche steigerte? Die Ausbeutung der Einen durch die Anderen war kein Hirngespinst, sondern empörende Realität. Gleichzeitig lagen er und seine Nachfolger, z.B. Lenin, verkehrt, wenn sie als Lösung die klassenlose Gesellschaft propagierten. Nicht erst die gescheiterte Praxis, sondern schon die theoretischen Ausführungen zum Absterben des Staates wirken undurchdacht und willkürlich. Dass sein Gesellschaftsexperiment mit Millionen von Toten erkauft wurde und den versprochenen Erfolg nicht brachte, widerlegt den Marxismus-Leninismus als Programm vollends. Doch die marxistische Methodik, nämlich die Mißstände einer Zeit darauf hin zu befragen, ob sie Ergebnis einer im Ansatz verfehlten politischen Ordnung sind und nicht nur fehlerhafter Handlungen der Akteure, ist beim Blick auf die Zustände in unserem Land aktueller denn je. Denn daraus würde dann der Schluss zu ziehen sein, dass mit dem Kurieren der Symptome im Sinne reformerischer Kosmetik nichts zu bewirken ist, sondern, dass die gesamte politische Ordnung verschwinden muss, um das Elend zu beseitigen. Es lohnt sich, diese Fragestellung in leninistischer Radikalität auf die real existierende BRD anzuwenden. Davor schrecken heute Profiteure wie Kritiker gleichermaßen zurück.

Dabei drängen sich die existenziellen Bedrohungen für das deutsche Volk nicht nur bei nahem Hinsehen auf. Die böse Frau in Berlin betreibt für jeden sichtbar spätestens seit 2015 eine Überfremdungspolitik, die kein Beispiel kennt, juristisch vertretbar sowohl als Hochverrat als auch als Völkermord eingeordnet werden könnte und zum Auslöschen des deutschen Volkes führen kann. Allein 2015 haben etwa 2 Millionen vor allem junge Nordafrikaner das Land geflutet.[1]In der Sylvesternacht von Köln 2015/16 haben hunderte von ihnen einen ersten Eindruck dessen hinterlassen, was von ihnen zu erwarten ist. Europaweit verüben Merkels Gäste Anschläge, und im unmittelbaren Umfeld der Bundesregierung sitzt mit der Staatsministerin Aydan Özuguz eine ausgewiesene Aktivistin der Islamisierung.[2]Deutsche Gerichte wenden unumwunden die Shariah an[3], in verschiedenen Stadtbezirken bzw. Stadtteilen wie Duisburg-Marxloh haben sich No-Go-Areas etabliert, deutsche Traditionen wie St. Martin und sogar öffentliche Weihnachtsbäume werden im Sinne der Fremden beseitigt. Der Tyrann vom Bosporus mischt sich ungeniert in die inneren Angelegenheiten der Bundesrepublik ein und betreibt andererseits innertürkischen Wahlkampf auf deutschem Boden. Er beschmutzt deutsche Politiker und sperrt willkürlich deutsche Staatsbürger in seine Kerker.[4]All dessen ungeachtet befürwortet die Kanzlerin weitere massenweise Überfremdung.[5]

Die BRD-Machthaber sehen dennoch keinen Veränderungsbedarf am Ist-Zustand dieser Republik, im Gegenteil: Ob höhere oder niedrigere Mediokritäten, sie alle führen das ubiquitäre Zauberwort vom besten Staat, den wir je hatten, auf den Lippen. Exakt so äußerte sich etwa Hartmut Kilger, als seinerzeitiger Präsident des Deutschen Anwaltvereins ein eher nachrangiger Apparatschick, in einer Kolumne seines Verbandes.[6]Ähnliches hörte man ausgerechnet am Reichsgründungstag 2017, zu einem Zeitpunkt also, als das Ausmaß des Zustroms an Fremden für Jeden sichtbar war, aus dem Munde des scheidenden Bundespräsidenten Gauck in seiner Abschiedsrede:

„Es ist, das glaubte ich damals, und das glaube ich noch heute, das beste Deutschland, das wir je hatten.“[7]

Bei diesem Mann, der derzeit am vorläufigen Ende der mit Richard von Weizsäcker begonnenen Kette von Amtsinhabern steht, von denen wir glaubten, es könne nicht schlimmer kommen, wundert einen solches nicht. Doch selbst Staatsmänner von Rang schlagen bzw. schlugen in die gleiche Kerbe. Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974 bis 1982, der 1962 als Innensenator der Hansestadt Hamburg bei der Bewältigung der Sturmflut und 1977 als Regierungschef gegen den Terrorismus Herausragendes geleistet hatte, stimmte bei einer großen Fernsehgala anlässlich der Verleihung des Bambis an ihn in den Jubelchor ein:

„Wenn man diese drei Zusammenbrüche [er meinte 1918, 1933 und 1945, d.V.] begriffen hat, dann darf man trotz aller Defizite, trotz aller ungelösten Probleme, dann darf man heute sagen, unsere Nation und unser Staat sind in einer besseren inneren und in einer friedlicheren äußeren Verfassung als jemals in früheren Generationen“[8]

Dieses sprach er ausgerechnet am 11.11.2011, dem Karnevalsanfang oder auch Hoppediz-Erwachen; Da möchte man doch rufen: Helau!

Aber auch die konservativen Retter des Vaterlandes meinen in ihrer überwiegenden Mehrzahl, es reiche aus, unter Beibehaltung des Systems als solchem das Personal an den Schaltstellen auszuwechseln. In diesem Sinne äußerte sich der Historiker Karl Heinz Weißmann, bis zu seiner Ausbootung im Jahre 2014 wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Staatspolitik in Schnellroda, in einem Gesprächsband:

„Es geht nur darum, dass die richtigen Leute mit den richtigen Vorstellungen die Tabus setzen, die Bindungen schaffen und die Institutionen führen.“[9]

Von einer Änderung, gar Abschaffung der Institutionen ist nicht die Rede. Ob ein bloßer Austausch des Personals angesichts des Ausmaßes der Bedrohung reicht, ist allerdings fraglich. Institutionen prägen den Menschen mehr, als der Mensch die Institutionen. Als deren oberste ist im Bereich der Politik der Staat anzusehen, und der Staat erhält seine (innere) Prägung durch die Verfassung, in der BRD also durch das Grundgesetz. Schon 1985 stellte Günter Maschke bezüglich dieses Werkes, formuliert nach den Vorgaben der Alliierten, in einem brillanten Aufsatz, der 2017 nichts an Aktualität verloren hat, fest:

„Wie jedes Geschenk eines Siegers, so diente auch dieses der Schwächung des Besiegten: das deutsche Volk sollte sich der Verfassung anpassen, anstatt, dass man die Verfassung dem deutschen Volke anpasste. … Und deshalb ist die Verfassung das Gefängnis, dem es zu entrinnen gilt.“[10]

Nun enthält das Grundgesetz eine Reihe von Errungenschaften, die es mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gilt, und die die Machthaber folgerichtig zu bekämpfen nicht müde werden, unter ihnen die Meinungs- und die Versammlungsfreiheit. Daneben aber hat es genuine Schwächen, die sich tatsächlich zum Sargnagel des deutschen Volkes entwickeln könnten. Als Beispiel für kapitale Strukturfehler seien die zentrale Stellung der Menschenwürde und der Parteienabsolutismus herausgegriffen.

Dass der Staat bei seinen Handlungen die Menschwürde beachten muss, ist unbestritten. Doch indem er sie zum zentralen Ankerpunkt der Verfassung bestimmt, auf den hin alles andere ausgerichtet ist, werden Begriffe wie Volk oder gar Volksgemeinschaft als staatsrechtliche Kategorien liquidiert.[11] Der Staatsrechtler Hans Jarass, zuletzt Professor an der Universität Münster und Grundgesetz-Kommentator, erfasst die Intention des Grundgesetzes richtig, wenn er in Bezug auf Artikel 1 schreibt:

„Der Staat ist um des Menschen willen da, nicht der Mensch um des Staates willen. Der Staat und seine Ziele haben keinen Eigenwert, sondern ziehen ihre Berechtigung allein daraus, daß sie den Menschen konkret dienen. Darin liegt auch eine Abkehr von der Vergötterung des Staats und der Volksgemeinschaft, etwa in der deutschen Romantik.“[12]

Gesellschaftlich führt diese Bewertung zur Inthronisierung des Gottes Ich mit all den Begleiterscheinungen einer Spaßgesellschaft, auf die der Liberalismus hinausläuft. Staatstheoretisch führt sie dazu, jede kollektive Identität, die über die biologische Definition des federlosen Zweifüßers hinausgeht, in den Bereich der Verfassungsfeindschaft zu verweisen. So urteilte das Bundesverfassungsgericht am 17.01.2017 im NPD-Verbotsverfahren:

„Die Würde des Menschen bleibt nur unangetastet, wenn der Einzelne als grundsätzlich frei, wenngleich stets sozialgebunden, und nicht umgekehrt als grundsätzlich unfrei und einer übergeordneten Instanz unterworfen behandelt wird. Die unbedingte Unterordnung einer Person unter ein Kollektiv, eine Ideologie oder eine Religion stellt eine Missachtung des Wertes dar, der jedem Menschen um seiner selbst willen, kraft seines Personseins (BVerfGE 115, 118 <153>) zukommt. Sie verletzt seine Subjektqualität und stellt einen Eingriff in die Garantie der Menschenwürde dar, der fundamental gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung verstößt.“[13]

Die aktuelle Rechtsprechung aus Karlsruhe verbietet somit die Kategorie Volk, weil Volk gerade darin besteht, dass der Einzelne in einer höheren Kategorie aufgehoben ist, die sich überpersonal und überzeitlich in Mythen, Überlieferungen, Religion, Kultur und natürlich auch Ethnien ausdrückt.[14] Übersetzt ins Trivialpolitische heißt der Karlsruher Todesspruch mit den Worten Angela Merkels: „Zum Volk gehört jeder, der in diesem Lande lebt“,[15] einige etwas länger, einige kürzer, aber im Prinzip jeder Erdenbürger, dem es gefällt, in der BRD einen Hartz-IV-Antrag zu stellen. Nun mögen Einzelne einwenden, die Interpretation der parteipolitisch erlesenen Richter sei nicht alternativlos. Ein solcher Einwand verkennt aber die Ausschließlichkeit des Staatsziels Menschenwürde, ergänzt durch die weitere Menschenrechtsrhetorik der Artikel 2-17 GG, das kein Gegenstück im Begriff Volk findet. Im Übrigen ist Volk für das Grundgesetz gemäß Artikel 116 GG die Summe aller Staatsbürger. Wer die Staatsbürgerschaft besitzt, ist dadurchTeil des (Staas-) Volkes. Das dreht die Verhältnisse auf den Kopf, denn Volk ist die ursprüngliche Größe, die dem Staat vorausgeht. Leitet man Volk hingegen von der Staatsbürgerschaft ab, reduziert es sich auf eine formaljuristische Beliebigkeitsware, wie wir sie seit der Änderung des Staatsbürgerrechts 1999 haben.

Der zweite Kardinalfehler des Grundgesetzes ist der aus der Verbindung des Parlamentsabsolutismus mit dem Parteienvorrang entspringende Parteienabsolutismus. Bekanntermaßen geht die Bundesregierung aus der Mehrheit im Bundestag hervor, die sie wählt. Im Grundgesetz ist dieses Prinzip der parlamentarischen Regierung in den Artikeln 63 und 64 verankert. Die parlamentarische Regierung ist jedoch keine zwingende Form des Parlamentarismus. Ursprünglich waren die Organe Parlament und Regierung in den Aufgaben und der Einsetzung strikt getrennt, wobei das Parlament nur für die Gesetzgebung zuständig war. Im Kaiserreich oblag die Ernennung der Regierung dem deutschen Kaiser, und in der Weimarer Republik dem vom Volk gewählten Präsidenten. Allerdings konnte der Reichstag Misstrauensvoten gegen die Regierung aussprechen. Prinzipiell aber bestand Gewaltenteilung. Sie ist in der BRD trotz anderslautender Verkündigungen juristischer Lehrbücher abgeschafft. Denn wenn die Parlamentsmehrheit die Regierung wählt, bildet sich jene in dieser ab. Die Regierung ist dann nur noch ein verkleinerter Parlamentsausschuss, und wenn zu allem Überfluss die Angehörigen der Regierung auch noch dem Bundestag angehören dürfen und in aller Regel angehören, dann besteht kein systematischer Unterschied zwischen Parlament und Regierung mehr. Carl Schmitt formulierte in seiner Verfassungslehre noch als konjunktivisch befürchtete Fehlentwicklung, zu der ein schrankenloser Parlamentarismus führen müsse:

„Daraus entstand die Vorstellung, dass Parlamentarismus eine Herrschaft des Parlaments, d.h. der Volksvertretung überdie Regierung bedeute. Das Prinzip der Gewaltenunterscheidung wäre dann zugunsten eines Parlamentsabsolutismus aufgehoben… Abhängigkeit der Regierung vom Willen der Volksvertretung; die Regierung ein bloßer Ausschuss der Volksvertretung.“[16]

Lediglich formal handelt es sich beim Parlamentsabsolutismus, der in der BRD zur Realität geworden ist, noch um zwei Gewalten, faktisch aber nur um zwei Formen der einheitlichen Gewalt. Eine Kontrolle der Regierung durch das Parlament ist damit begriffsnotwendig ausgeschlossen, denn die Parlamentsmehrheit deckt ja gerade die Regierung. Diese Gewalt wiederum nennt sich nur formal Parlamernt, während sie faktisch eine Delegation politscher Parteien darstellt. Wahrscheinlich wäre auch angesichts von Millionen Wahlberechtigten, die eine Vorauswahl der Kandidaten erforderlich machen, kaum eine andere Form der Auswahl der Abgeordneten praktikabel; ob man es Wählervereinigung, Listenverbindung oder Partei nennt. Das Problem ist nicht die Aufstellung sondern die Macht, die den Parteien eingeräumt wird. Denn durch den ungebremsten Einfluss auf die Regierungen in Bund und Ländern, dem kein Gegengewicht entgegensteht, und den Zugriff auf die damit verbundenen Apparate sind die Parteien zur alleinigen politischen Größe auf staatlicher Ebene aufgestiegen. Da sie zudem über Artikel 21 GG zu einem Quasi-Verfassungsorgan aufgewertet werden, konnten sie ihre Rechte und Bedeutung seit 1949 wie eine gierige Krake ausdehnen. Deren Arme machen vor nichts Halt, mit größter Selbstverständlichkeit gelten heute selbst die Richterstellen am Bundesverfassungsgericht als Zugriffsobjekt der Parteien.[17]Schon wenn die Parteien sich auf ihre eigentliche Aufgabe beschränkten, nämlich politische Meinungen zu generieren und Kandidaten für Wahlen aufzustellen, erforderte das einen großen Apparat. Durch ihren überbordenden, allumfassenden Einfluss und die damit einhergehende Monopolstellung auf dem Machtsektor wurden sie zu Großinstitutionen, die zwangsläufig zum Selbstzweck entarten: Wer im Staat oder im staatsnahen Bereich Karriere machen will, tritt dafürin eine Partei ein; nicht um Politik für das Volk zu machen. Folgerichtig müssen die Parteien bestrebt sein, diesen Einfluss aufrechtzuerhalten, und wiederum dafürWahlen zu gewinnen. Ihre politischen Botschaften bestehen daher aus den Paradigmen, die gerade Konjunktur haben und sind überdies nicht aus Leistungsbilanzen sondern aus Versprechungen gespeist; und versprochen wird, was dem Stimmvieh mundet. Um den Erfolg nicht zu gefährden, meiden sie heiße Eisen. Bei Parteien aus dem nationalen Spektrum kommt hinzu, dass sie sich, um der Faschismuskeule zu entgehen, teilweise bis zur Selbstverleugnung vom „Rechtsradikalismus“ distanzieren und daran zugrunde gehen, so geschehen mit den Republikanern.  Dabei vergessen sie allzu leicht, dass der Erfolg, der ihnen so viel wert ist, der Erfolg an der Urne ist, und dass sie für das Land nichts bewegen, wenn sie die Mandate erringen, indem sie die Begrifflichkeit des Feindes aufgreifen und nachplappern.[18]Dem Land geht es indes nicht um Mandate, sondern um Veränderung. Ohnehin treten staatspolitische Notwendigkeiten, so sie überhaupt noch in der Vorstellung von Parteien existieren, hinter das Verteilen finanzieller Wohltaten zurück.  Das alles ist systembedingt und nicht mit dem Austausch des Personals zu beheben. Im Gegenteil: Viele derer, die fordern, die Mißstände abzuschaffen, wollen in Wahrheit daran teilhaben. Die Pfründe, die Mandate und andere Ämter abwerfen, locken in großer Zahl Konjunkturritter und Scharlatane an. Süß ist das Abgeordnetenleben. In großer Zahl finden sich daher Zivilversager in den Parlamenten, die noch kaum in ihrem Leben anständig gearbeitet haben. So zog der Bundeszensurhauptmeister während seines Referendariats im zarten Alter von 28 Jahren in den saarländischen Landtag ein, um unmittelbar nach dem zweiten juristischen Examen zum Staatssekretär ernannt zu werden:[19]ein Mann, der nie als Richter, Rechtsanwalt oder Ähnliches Erfahrung sammeln konnte! Getoppt wird er von Nils Schmid – kaum einer kennt ihn – der bereits mit 23 Jahren noch als Student Abgeordneter in Baden-Württemberg wurde, diverse Parteiämter anhäufte, darunter von 2009 – 16 Landesvorsitzender der SPD, und ohne jede wirkliche Qualifikation von 2011 bis 2016 den Landesfinanz- und -Wirtschaftsminister mimte. Dass er pro forma eine Zulassung als Rechtsanwalt besitzt, macht ihn für ein solches Amt nicht geeigneter. Die beiden Namen stehen pars pro toto.

Die Parteien selbst entwickeln sich, was wissenschaftlich nachgewiesen ist, folgerichtig zu oligarchischen Strukturen[20], bei denen eine strenge, auf die Vorstände ausgerichtete Hierarchie herrscht: Die Vorstände haben Vorschlagsrecht bei Neuwahlen und Listenaufstellungen und bestimmen somit im Wesentlichen, wer in die Vorstände nachrückt und in die Parlamente einzieht. Mögen auch Ausnahmen vorkommen, da einzelne Parteirebellen (nomen est omen) gegen die Vorstände auf die Liste gelangen, so kann das das System nicht erschüttern. In der Partei gilt wie in jeder oligarchischen Organisation: Karriere macht, wer im Einvernehmen mit dem Vorstand handelt, dessen Wohlwollen er durch Untertänigkeit erwirbt, und nicht gegen ihn. Nicht einmal bundespolitische Prominenz ist vor Abstürzen gesichert. Die Grünen in Berlin setzten beispielsweise zur Bundestagwahl 2002 anstelle von Hans Christian Ströbele, einer der schillerndsten Figuren ihrer Partei, einen völlig unbekannten Parteisoldaten auf die Landesliste, nachdem Ströbele als offensiver Gegner der neuen Parteilinie, die den Einsatz der Bundeswehr im Kosovokrieg befürwortet hatte, aufgetreten war.[21]

Es verbleibt die Frage, wem sich die Parteien, abgesehen von ihrem eigenen Wohlergehen, verschreiben, bzw. wer auf sie einwirkt, wenn es Volk und Parteibasis offenkundig in nennenswertem Umfang nicht sind (wesentliche Teile der AfD scheinen derzeit, wie gesagt, eine Ausnahme zu bilden). Erkennbar wird das zuvörderst an den von ihnen verbreiteten Dogmen und Sprüchen. In der BRD wie im gesamten Westen bestehen sie seit spätestens 1990 aus einer multikulturellen Einheitsphraseologie. Deren Schlagworte sind Menschenrechte, humanitäre Hilfe, Weltoffenheit, Willkommenskultur, (bunte) Vielfalt, Toleranz, Integration, Antidiskriminierung, offene Grenzen, (marktorientierte) Freizügigkeit usw. Es ist die internationalistische Ideologie der One-World, in der es keine Völker sondern nur noch Konsumenten gibt, die tunlichst ausführen, was das Kapital für sie bestimmt.

Zwar bestünde für die Funktionäre immer die theoretische Möglichkeit, solchen Dogmen entgegenzutreten. Niemand zwingt die CDU-Vorsitzende im Kanzleramt, die auflösenden Imperative als alternativlose Weisheiten zu verkünden. Jedoch spricht genau die Sozialisation, welche die Positionsbekleider an die Spitze bringt, dagegen, eigenständige Standpunkte zu formulieren, ist es doch gerade die Anpassungsbereitschaft der gebogenen Charaktere, die sie emporgehoben hat. Auf der Ebene, auf der sich eine Stiefmutter bewegt, findet diese Sozialisation im internationalen Maßstab statt. Ungezählte Organisationen und Verflechtungen, von der Atlantik-Brücke bis zu den Bilderbergern, dem American Council on Germany (eine von vielen Vereinigungen, deren ausschließliches Ziel darin besteht, deutsches Führungspersonal auf die Interessen der USA abzurichten) und viele andere sorgen dafür, dass die vorgenannten Paradigmen die weltweiten Handlungsprämissen sind.

Hinzu kommt die besondere Stellung Deutschlands als besiegte und nach wie vor besetzte Feindnation.  Die USA und die in ihr maßgeblichen Kräfte sind jederzeit in der Lage, propagandistischen oder realen Druck auf die BRD-Machthaber auszuüben. In diesem Zusammenhang sind die ungezählten Entschädigungszahlungen zu sehen, zu denen deutsche Firmen zum Teil auf unmittelbaren Druck der US-Regierung gezwungen wurden. Erinnert sei beispielhaft an die salbungsvoll „Stiftung Erinnerung Verantwortung und Zukunft“ genannte Organisation zur Abschöpfung deutscher Unternehmen, die von einem deutsch-amerikanischen Regierungsabkommen begleitet wurde, das im Jahr 2000 die Entschädigungszahlungen für Zwangsarbeiter festlegte. Im entsprechenden deutschen Bundesgesetz heißt es dazu:

„Der Deutsche Bundestag geht davon aus, dass durch dieses Gesetz, das deutsch-amerikanische Regierungsabkommen sowie die Begleiterklärungen der US-Regierung und die gemeinsame Erklärung aller an den Verhandlungen beteiligter Parteien ein ausreichendes Maß an Rechtssicherheit deutscher Unternehmen und der Bundesrepublik Deutschland insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika bewirkt wird.“[22]

Entlarvender kann ein Staat kaum ausdrücken, dass er sich als ein Protektorat versteht. Hierher gehören ferner die sonstigen Milliardenklagen gegen deutsche Unternehmen vor amerikanischen (sic!) Gerichten, die Dreistigkeit, mit der deutsche Manager in den USA ohne Gerichtsverfahren ins Gefängnis geworfen oder auf US-Terrorlisten gesetzt werden[23], ungeschminkte Einmischungen in wirtschaftliche Entscheidungen usw.[24]  Dass die USA willens und fähig sind, jederzeit missliebige Regierungen zu stürzen und ganze Staaten ins Chaos zu bomben, erleben wir jeden Tag. Die Führungselemente im BRD-Getriebe tun also gut daran, nicht den Zorn des Zwingherrn zu erwecken. Und wenn der seinerzeitige US-Präsident Obama wenige Tage vor der Grenzöffnung durch die Stiefmutter, die im übrigen zu den wärmsten Befürwortern des TTIP-Abkommens gehört, deren Flüchtlingspolitik lobte,[25]muss das als mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl angesehen werden. Als sich kurz danach abzeichnete, welches Ausmaß die Flut anzunehmen drohte, unterstrich er seine Huldigung.[26]Hony soit, qui mal y pense.

Ein Übriges tun die vielen supranationalen Organisationen, wie EU, NATO, deren wesentlicher Zweck darin besteht, Deutschland einzubinden.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das gegenwärtige System, das hier nur in aller Grobheit skizziert werden konnte, als Zusammenspiel staatsrechtlicher Konstruktionen und internationaler Denkweisen und Verstrickungen für den Niedergang Deutschlands verantwortlich zeichnet und in seinen Untergang führen wird, wenn nicht eben diese Strukturen beseitigt werden. An dieser Stelle erhält das Wort von Marx, aktualisiert durch Lenin, Gewicht, nachdem der Staat eine Organisation zur Unterdrückung der einen Klasse durch die andere ist.[27]Entkleidet man diese Erkenntnis der speziellen Sichtweise auf die Verelendung des Proletariats im neunzehnten und beginnenden zwanzigsten Jahrhundert, kommt man zu der Kritik, die Anfang der 1990er Jahre in der BRD von namhaften Wissenschaftlern, unter ihnen besonders Hans Herbert von Arnim, formuliert wurde[28]: Der Staat als Beute der politischen Kaste; oder umgekehrt: Kleidet man die moderate Systemkritik von Autoren wie von Arnim in die zuspitzenden Worte eines Marx oder Lenin, erkennt man dadurch das wahre Ausmaß der Verkommenheit dieser unserer Republik, in der eine selbstgefällige Funktionärskaste das Land, das dabei vor die Hund geht, in ihrem Sinne, und das heißt in dem von den Globalisieren vorgegebenen Sinne, beherrscht. Dann aber kann man sich der Anschlussfrage nicht verschließen, wie unversöhnlich die Gegensätze zwischen Kaste und dem von ihr geschaffenen Staat auf der einen Seite und dem Volk auf der anderen Seite inzwischen geworden sind. Das wiederum führt zu der Frage, ob es nicht an der Zeit ist für eine grundsätzliche Erneuerung, einen komplett anderen Staat, den zu errichten jedes Volk der Welt in jedem Augenblick seiner Existenz das Recht hat, auch wenn es nicht in Art. 146 GG deklaratorisch festgestellt wäre; eine Frage die übrigens im Jahre 1989 von einem Teil des deutschen Volkes für den von seiner Siegermacht geschaffenen Staat gestellt und beantwortet hat.

Ein komplett neues System in Betracht zu ziehen, heißt nicht, Straßenschlachten anzuzetteln, Attentate zu verüben oder Brände zu stiften. Wohl aber heißt es, den Mut aufzubringen, das bestehende System in vielem, wenn nicht allem zu hinterfragen. Der Mensch ist nicht für das Gesetz da, sondern das Gesetz für den Menschen[29], lehrt uns bereits Jesus Christus. Deshalb ist das System darauf zu befragen, was dem Gedeih Deutschlands und innerhalb Deutschlands dem Volkswillen entgegensteht. Dazu bedarf es eines revolutionären Denkens. Der konservative Quacksalber will am Katzentisch der Machthaber sitzen. Der nationale Erneuerer will diesen Tisch umstoßen.

[1]http://www.zeit.de/gesellschaft/2016-03/statistisches-bundesamt-migration-deutschland-abwanderung-zuwanderung  Allerdings sollen etwa 860.000 zurückgekehrt sein. Ob diese Aussage lediglich eine Beruhigungspille ist, ist schwer zu überprüfen.

[2]Necla Kelek, Getto statt Integration, Emma, 22.02.2017, http://www.emma.de/artikel/ministerin-aydan-oezuguz-entlarvt-334201, abgerufen am 29.08.2017.

[3]http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.print.e39642d1-6638-4892-9278-80fa49be6a4f.presentation.print.v2.html, abgerufen am 31.08.2017.

[4]So sehr man auch etwa im Fall Yücel persönlich eher von dem Gefühl der Schadenfreude als des Mitleids geprägt sein mag, ist es doch ein Skandal, wie sich die Bundesregierung auf der Nase herumtanzen lässt. Vgl. zum Thema: http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/fall-deniz-yuecel-unterstuetzung-auch-nach-sechs-monaten-15153184.html, abgerufen am 31.08.2017.

[5]http://www.focus.de/politik/videos/kontingente-fuer-pflegekraefte-merkel-will-wirtschaftsfluechtlingen-aus-afrika-legale-wege-nach-europa-eroeffnen_id_7525269.html

[6]Anwaltsblatt 2008, S. 244.

[7]http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2017/01/170118-Amtszeitende-Rede.htmlabgerufen am 28.08.2017.

[8]https://www.youtube.com/watch?v=U_gRMPiODok

[9]K-H Weißmann, Unsere Zeit kommt, Schnellroda 2006, S. 74.

[10]Günter Maschke, Die Verschwörung der Flak-Helfer, in ders.: Das bewaffnete Wort, Wien und Leipzig, 1997, S 72ff., S. 74.

[11]Grundlegende Kritik aktuell Achim Lohmar, Falsches moralisches Bewusstsein, Eine Kritik der Menschenwürde, Hamburg, 2017; zuvorAlain de Benoist, Kritik der Menschenrechte, Berlin 2004 sowie Björn Clemens, Abendbläue, Kapitel Menschenwürde, 2. Aufl., Mengerskirchen, 2011, S. 72ff.

[12]in HansJarass/Bodo Pieroth, Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, Kommentar, 7. Aufl. 2004, München, Art. 1, Rn. 1.

[13]BVerfG Urteil 2 BvB 1/13 vom 17.01.2017, Rn. 540. http://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2017/01/bs20170117_2bvb000113.html

[14]Zum Volksbegriff: Björn Clemens, Liebe zu Volk und Heimat, Neue Ordnung 1/2017, S. 25 ff. und im Netz:

[15]So die Kanzlerin auf dem Landespareitag der CDU Mecklenburg-Vorpommern am 25.02.2017, https://www.welt.de/politik/deutschland/article162407512/Das-Volk-ist-jeder-der-in-diesem-Lande-lebt.htmlabgerufen am 29.08.2017.

[16]Carl Schmitt, Verfassungslehre, Berlin, 1928, hier: 8. Aufl., 1993, § 24, S. 304.

[17]Vgl. statt aller: Reinhard Müller, Bundesrat wählt neuen Verfassungsrichter, FAZ online vom 07.07.2016, http://www.faz.net/aktuell/politik/staat-und-recht/rechtspersonen/bundesverfassungsgericht-bundesrat-waehlt-neuen-verfassungsrichter-14327497.html, abgerufen am 30.08.2017.

[18]Bei der Partei Alternative für Deutschland, die 2017 erstmals in den Bundestag einzog, gibt es begrüßenswerte Anzeichen, dass es auch anders geht. Im Bundestag scheuen sich diverse Abgeordnete nicht, gerade dort gegen den Stachel zu löcken, wo es wehtut.

[19]https://heiko-maas.spd.de/ueber-mich/

[20]Siehe Roberto Michels, Soziologie des Parteiwesens, 1910, 4. erg. Aufl., Stuttgart, 1989.

[21]http://jungle-world.com/artikel/2002/05/24515.html

[22]https://www.gesetze-im-internet.de/evzstiftg/BJNR126300000.html

[23]http://www.faz.net/aktuell/politik/deutscher-auf-usa-terrorliste-wegen-exporten-nach-iran-14552747.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

[24]http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/nationale-sicherheit-warum-redet-amerika-bei-der-aixtron-uebernahme-mit-14535100.html#void

[25]http://www.spiegel.de/politik/ausland/barack-obama-lobt-angela-merkel-fuer-aufnahme-von-fluechtlingen-a-1050023.html

[26]http://www.zeit.de/politik/2015-11/fluechtlingspolitik-angela-merkel-lob-barack-obama-g20-gipfel

[27]Lenin, Staat und Revolution, herausgegeben im Auftrag des ZK des Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD, 3. Aufl., München 2016, S. 9/10.

[28]Vieldiskutierte Buchtitel waren seinerzeit (1993) Staat ohne Diener oder Der Staat als Beute.

[29]Markus2,27. Wörtlich heißt es dort Sabbat. Gemeint ist aber das Gesetz, das den Sabbat vorschreibt.

Identität

Seinsvergessenheit und Kaufland – Deutsche Identität 500 Jahre nach Martin Luther[1] (abgedruckt im Kongressreport 2017 der Gesellschaft für freie Publizistik)
„Ich strebe nicht nach meinem, sondern nach des ganzen deutschen Volks und Landes Heil“ (Martin Luther, 1524)                     

Jeder Mensch verkörpert in sich eine Identität, genauer gesagt verschiedene Identitäten; persönliche, berufliche, familiäre. Die Gesamtidentität setzt sich aus den verschiedensten Teilidentitäten zusammen. Zu ihnen sollte auch eine politische und eine nationale Identität gehören. Was sie betrifft, stammt eine der treffendsten Definitionen, wohl unfreiwillig, von einem der Vorreiter des literarischen Antifaschismus in der BRD, dem Schriftsteller und Mitbegründer der Gruppe 47, Alfred Andersch. In seinem autobiographischen Roman Kirschen der Freiheit von 1952 schreibt er über seinen Vater, der sich nach dem Ersten Weltkrieg in verschiedenen nationalen Zirkeln Münchens tummelte, aber beruflich nicht mehr recht Fuß fassen konnte:

„.. in der Erschöpfung enthüllte das Haupt aus gelbem Wachs eine Menschen-Natur, die sich aus Selbstlosigkeit einer politischen Idee verschrieben hatte und daran zugrunde ging. Mein Vater hatte kein Geld, weil er die Niederlage Deutschlands zu seiner eigenen gemacht hatte.“[2] 

Der Autor, der mit seiner Erzählung die Fahnenflucht eines Deserteurs belobigt (und damit bezeichnenderweise Erfolg hatte), konnotiert die Selbstaufgabe für ein höheres, gar das Vaterland, negativ. Doch hat er damit genau das Zentrum dessen getroffen, was man als nationale Identität bezeichnen mag: Das Schicksal des Landes als sein eigenes zu begreifen. Dabei spiegelt sich dieses Schicksal vor allem in drei Bereichen wider: dem politischen Zustand der Nation, der ein Mensch angehört, ihrer Geschichte und ihrer Kultur. Um zu ergründen, welche nationale Identität der heutige Deutsche – wir werden später sehen, dass besser vom Bundesbürger zu sprechen ist ­– hat, ist also zu fragen, wie a) der politische Zustand b) die Geschichte und c) die Kultur des Landes jeweils empfunden wird.

 

  1. Politische Identität.

 

Der politische Zustand, also der jeweils aktuelle rechtliche, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustand ist der erste Indikator der nationalen Identität. Im eigentlichen Sinne begründet er zwar nur die Identität des Staates und nicht des Volkes bzw. des Staatsbürgers. Aber zwischen Staat und Staatsbürger besteht eine Wechselwirkung. Wie sich der Staat gestaltet, hängt vom Wollen der Bürger genauso ab, wie dieser Zustand auf die Bürger einwirkt; jedenfalls bis zu dem Punkt, da die Bürger den Staat nicht abschaffen, müssen sie ihn sich zurechnen lassen. 

 

Das Bild, welches die Funktionärskaste – man sollte nicht dem Sprachduktus verfallen, dabei von Elite zu sprechen; eine Elite ist genau das, was die BRD nicht hat – von unserem real existierenden Staat eifrig verbreitet, ist das der Erfolgsgeschichte Bundesrepublik, des besten Deutschland, das wir je hatten. Ob höhere oder niedrigere Mediokritäten, sie alle haben dieses Zauberwort auf den Lippen, das nahezu ubiquitär verwendet wird. So äußerte sich etwa Hartmut Kilger, seinerzeit Präsident des Deutschen Anwaltvereins in einer Kolumne seines Verbandes exakt mit diesen Worten.[3] Erst recht rufen uns die Inhaber politischer Schaltstellen die positive Einmaligkeit unserer Republik ständig in Erinnerung. Ausgerechnet am Reichsgründungstag 2017 sagte Bundespräsident Gauck in seiner Abschiedsrede:
„Es ist, das glaubte ich damals, und das glaube ich noch heute, das beste Deutschland, das wir je hatten.“[4]
Bei diesem Mann, der derzeit am vorläufigen Ende der mit Richard von Weizsäcker begonnenen Kette vom Amtsinhabern steht, von denen wir glaubten, es könne nicht schlimmer kommen, wundert einen solches nicht. Doch auch Staatsmänner, denen man Format zuschreibt, schlagen bzw. schlugen bisweilen in die gleiche Kerbe. Selbst Helmut Schmidt, Bundeskanzler von 1974 bis 1982, der 1962 als Innensenator der Hansestadt Hamburg bei der Bewältigung der Sturmflut und 1977 eben als Regierungschef gegen den Terrorismus Herausragendes geleistet hatte, stimmte bei einer Fernsehgala anlässlich der Verleihung des Bambis an ihn in den Jubelchor ein:
„Wenn man diese drei Zusammenbrüche [er meinte 1918, 1933 und 1945, d.V.] begriffen hat, dann darf man trotz aller Defizite, trotz aller ungelösten Probleme, dann darf man heute sagen, unsere Nation und unser Staat sind in einer besseren inneren und in einer friedlicheren äußeren Verfassung als jemals in früheren Generationen.“[5]
Solches sprach der Herr ausgerechnet am 11.11.2011, dem Karnevalsanfang oder auch Hoppeditz-Erwachen. Da kann man nur sagen: Helau!

Ob der Staat tatsächlich so gut ist, wie von den Protagonisten, die sich mit ihm so sehr identifizieren, behauptet, können wir ermessen, wenn wir die real existierende BRD an dem messen, was in der Rechtswissenschaft unter Staat verstanden wird. Im Allgemeinen legt man dabei die Drei-Elemente-Lehre des österreichischen Staatswissenschaftlers Georg Jellinek zugrunde. Demnach setzt sich ein Staat aus Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt zusammen.[6] Diese Formel bleibt allerdings farblos, wenn man sie nicht näher ausfüllt. Denn es liegt auf der Hand, dass man das Staatsgebiet nicht auf eine Quadratmeterzahl, die sich ergibt, wenn man bestimmte Grenzlinien auf eine Landkarte einzeichnet, reduzieren darf. Was dann rein mathematisch ein „Gebiet“ ist, ist es staatsrechtlich erst, wenn auf diesem Gebiet einheitliche Gesetze befolgt werden, Rechtsbrecher von deren Übertretung abgehalten oder dafür bestraft werden und vor allem, wenn das Gebiet gegen Eindringlinge, die es ausbeuten oder zerstören wollen, geschützt wird. Erst die Gewalt macht das Gebiet zum Staat. Das wird an dem Vorspruch zur Verfassung des Deutschen Reiches von 1871deutlich. Er lautet:

 

„Seine Majestät, der König von Preußen im Namen des Norddeutschen Bundes, … [es folgt eine Aufzählung der süddeutschen Fürsten] schließen einen ewigen Bund zum Schutze des Bundesgebietes und des innerhalb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der Wohlfahrt des deutschen Volkes. Dieser Bund wird den Namen Deutsches Reich führen und wird nachfolgende Verfassung haben.“[7]

 

Schutz des Staatgebietes und Wohlergehen des Volkes sind demnach die Zwecke des Staates, wenn er sich so versteht, wie es Carl Schmitt, berühmter Staatsrechtslehrer des beginnenden Zwanzigsten Jahrhunderts[8], ausdrückt: Staat als politische Einheit eines Volkes. In Schmitts Abhandlungen taucht dieser Passus immer wieder auf, ohne dass der Verfasser an diesen Stellen näher definierte, was er unter Volk versteht. Als selbstverständlich scheint er anzunehmen, dass das Volk dem Staat vorausgesetzt ist, denn nur, was ursprünglich ist, kann eine politische Einheit bilden, die man dann Staat nenn, und erst durch die von ihm sodann ausgeübte Staatsgewalt wird eine kartographisch beschriebene Fläche zu einem Staatsgebiet. (Das Grundgesetz kennt, das sei am Rande vermerkt, zwei verschiedene Volksbegriffe: zum einen den des Volksdeutschen im hier beschriebenen Sinne, wie er am treffendsten von Friedrich Meinecke beschrieben wurde:

 

  „Gemeinsamer Wohnsitz, gemeinsame Abstammung – oder genauer gesagt, da es keine im anthropologischen Sinne rassenreinen Nationen gibt –, gemeinsame oder ähnliche Blutmischung, gemeinsame Sprache, gemeinsames geistiges Leben, gemeinsamer Staatsverband oder Föderation mehrerer gleichartiger Staaten – alles das können wichtige und wesentliche Merkmale einer Nation sein… “[9]
Zum anderen kennt es den formalen Staatsvolksbegriff, der allerdings die Begriffe auf den Kopf dreht, denn er leitet das Volk von der Staatsbürgerschaft ab. Deutscher nach Art. 116 GG ist demnach, wer die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt. Richtig müsste es indessen heißen, die deutsche Staatsbürgerschaft könne nur bekommen, wer Deutscher ist. Diese Zusammenhänge, die andeuten, dass in der BRD von Grunde auf etwas nicht stimmt, können jedoch hier nicht näher ausgeführt werden.) In der Gegenwart der BRD müssen wir nun feststellen, dass die Staatsgewalt an entscheidenden Stellen nicht so funktioniert wie sie sollte. In der äußeren Gewalt liegt das blank zu Tage, seitdem die Stiefmutter in einer einsamen Entscheidung am 5. September 2015 die Völker aller Welt nach Deutschland gerufen hat, die von ihrem Angebot reichlich Gebrach machten und nach wie vor machen. Jeder, der kurz zuvor eine Satire über die deutsche Flüchtlingspolitik hätte schreiben wollen, hätte sich wahrscheinlich gehütet, von einer Zahl von ein bis zwei Millionen zu fabulieren, die binnen kurzem nach Deutschland einfluten würden und von weiteren sieben Millionen, die wenig später über den Familiennachzug nach Deutschland einströmen würden. Genau das ist nun aber Wahrheit bzw. droht dazu zu werden.[10] Doch nicht in der Grenzöffnung zeigte sich der gravierende Verfall der äußeren Staatsgewalt, sondern in der mangelnden Grenzschließung. Nachdem die fatalen Folgen des Lockrufes der Kanzlerin schnell offenkundig wurden, beschloss die Bundesregierung „grundsätzlich“ die Grenzen wieder zu schließen. Die Einsatzbefehle waren unterzeichnet. Polizeitruppen rückten heran. Doch sie wurden nicht umgesetzt, und zwar deshalb nicht, weil die Verantwortungsträger Angst vor ihren Konsequenzen in Gestalt der Bilder, die über die Schirme der Medien flimmern würden, hatten; Bildern von Polizisten, die das tun, was sie tun müssen, wenn es gilt, das Recht auch gegen Widerstände durchzusetzen. Robin Alexander schreibt dazu:
„Keiner der Beteiligten wollte in dieser Lage eine so rechtlich umstrittene wie unpopuläre Entscheidung treffen. Deshalb fragte der Innenminister noch einmal bei seiner Kanzlerin nach, statt in eigener Ressortverantwortung Zurückweisungen anzuordnen. Und deshalb entschied auch die Kanzlerin weder dafür noch dagegen, sondern erbat von de Maiziere Zusicherungen, die er nicht geben konnte. Er konnte nicht versprechen, dass die Entscheidung später vor Gerichten Bestand haben würde. Und er konnte nicht versprechen, dass es keine unpopulären Bilder geben würde. So bleibt die deutsche Grenze an diesem Wochenende für alle offen. Aus der Ausnahme der Grenzöffnung wird ein monatelanger Ausnahmezustand, weil keiner die politische Kraft aufbringt, die Ausnahme wie geplant zu beenden. Die Grenze bleibt offen, nicht etwa, weil Angela Merkel bewusst so entschieden hätte, oder sonst jemand in der Bundesregierung. Es findet sich in der entscheidenden Stunde schlicht niemand, der die Verantwortung für die Schließung übernehmen will.“[11]

 

Und, so muss man Alexander ergänzen, es fand sich selbstverständlich auch kein Polizeiführer, der wie Yorck von Wartenburg einst in Tauroggen auf eigene Faust voranschritt, die Todesstrafe in Kauf nehmend, wo es galt, das Vaterland zu retten. Auch ein Helmut Schmidt fand sich nicht, der in der großen Sturmflut des Jahres 1962 seine Kompetenzen überschritt, um die notwendigen Befehle zu geben. Das Prinzip Angst lähmte das Prinzip Staat.
Mit ihrer Ignoranz des Staatlichen stehen die Staatslenker nicht allein. Denn, so wie die Personen an der Führung in Feigheit verharrten, brachen große Teile der Bevölkerung in Jubelorgien aus, als an den Bahnhöfen die Fremden aus den Zügen stiegen. Das Handlungsmotiv stimmt in beiden Gruppen überein: Deutschland wird nicht als wehrhafter Staat verstanden, der im Fall des Falles seine Rechte, seine Grenzen und seine Handlungsfreiheit mit Gewalt (Staatsgewalt!) durchsetzen muss und auch durchsetzt, sondern als eine karitative Vereinigung, die die Not der Menschen lindert. In dem „Wir schaffen das“ oder „Refugee welcome“ anstatt „Deutschland über alles“ kristallisierte sich deutlicher als in vielem anderen, das staatsbürgerliche, besser das nichtstaatliche Selbstbildnis, die Identität, des homo bundesrepublicaniensis (wie Thor von Waldstein unsere Zeitgenossen gerne nennt).     Nun steht es nicht besser mit dem eigentlichen Organ, das für die äußere Sicherheit zuständig ist, der Bundeswehr. Erinnern schon deren Uniformen und die Haltung ihrer Träger bisweilen eher an den Clown im Zirkus als an einen deutschen Soldaten, so ist die militärische Qualität dementsprechend: am 20. April 2017 berichtete Zeit-online unter dem Titel „Kaputte Truppe“[12] über den desolaten Zustand der Bundeswehr, der sich wenige Monate später, im Juli, in einem tragischen Unglück bewahrheiten sollte, als ein Tiger-Helikopter abstürzte, wobei zwei Soldaten starben. Im September gab es dann eine ähnliche Beinahe-Katastrophe. Ein bezeichnendes Bild warf auch eine Havarie des U-Bootes U 35 im Oktober 2017, das in norwegischen Gewässern gegen einen Felsen prallte und seitdem nicht einsatzfähig ist. Damit ist „das“ (sic!) deutsche U-Boot außer Gefecht gesetzt. Solche Meldungen, die an den Kampf um das letzte italienische Fahrrad im Zweiten Weltkrieg erinnern („Der Lenker ist fest in unserer Hand, um den Sattel wird noch hart gerungen, das Rücklicht mussten wir leider dem Engländer überlassen“) sind nur mit Humor zu ertragen, zumal der Bericht aus der Zeit an zahllose ähnliche Meldungen der letzten Jahre anknüpft, die bei Eingabe der Stichworte „Einsatzfähigkeit Bundeswehr“ in die Suchmaschinen des Internets auftauchen. Doch für Flinten-Uschi scheint all das nicht von Belang, da das eigentliche Problem der Bundeswehr in den rechtsextremen Tendenzen, die darin angeblich ihr Unwesen treiben, darstellt. Die Frankfurter Rundschau, Online-Ausgabe schrieb dazu am 10.05.2017:
„Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat als Reaktion auf die Affäre um Terrorverdacht in der Bundeswehr umfassende Reformen in der Bundeswehr in Aussicht gestellt. Die Bundeswehr müsse nach innen schauen, auf Führung und Werte, sagte von der Leyen am Mittwoch nach einer Sondersitzung des Bundestags-Verteidigungsausschusses. Die Werte seien das Fundament der Bundeswehr. Es müsse sichergestellt werden, dass sie „bis in jede Verästelung der Bundeswehr hinein auch ihren Bestand und ihre Festigkeit haben.“

Die unter Druck stehende Ministerin kündigte eine Überprüfung der Wehrdisziplinarordnung an, ein neues Programm „Innere Führung heute“ und eine Überarbeitung des Traditionserlasses mit Regeln zur Übernahme militärischer Traditionen. Zudem solle die politische Bildung, Ausbildung und Erziehung innerhalb der Bundeswehr breit überprüft werden. Man wolle Soldaten bis in die unterste Ebene nach Problemen fragen, um ein klares Lagebild zu erhalten. Daraus solle ein Maßnahmenkatalog erstellt werden. „Das ist ein langer Weg, den wir gemeinsam gehen wollen“, sagte sie. „Aber es ist der richtige Weg.“
Es gehe um einen breiten Prozess „vom Rekruten bis zum General, vom Referenten bis zur Ministerin.“[13]
Die traurigen Zustände, die wir bei dagegen Y-Tours tatsächlich vorfinden, fasste der Verfasser 2010 in seinem Essay „Abendbläue“ wie folgt zusammen:
„Ein junger Mann, der in Deutschland heute Soldat werden möchte, wird bald mit Enttäuschung feststellen, dass er dort, wo er in eine Armee eintreten wollte, nur die Bundeswehr vorfindet.“[14]

Im Bereich der inneren Sicherheit sieht es ebenfalls düster aus. Beispielsweise entlud sich am Rande des G20-Gipfels am 7. und 8. Juli 2017 in Hamburg eine selbst für linksextreme Verhältnisse kaum gekannte Brutalität in einer mehrtägigen Gewaltorgie, der die Polizei nicht Herr zu werden schien. Im Vorfeld musste eine Berliner Einsatzhundertschaft abberufen werden, weil es zu Sauforgien und Sex, während der Vorbereitung auf einen Einsatz wohlgemerkt, gekommen war.[15] Hierbei ist nicht das etwaige Versagen der Führung der eigentliche Skandal, sondern das in dieser Disziplinlosigkeit zu Tage tretende mangelnde Selbstverständnis deutscher Polizeibeamter, was wiederum nichts anderes widerspiegelt als die Identität solcher Leute: ein Polizist, der einen Anspruch an sich selbst hat, braucht keine Befehle, um in der heißen Phase vor einem Einsatz wie am G20-Gipfel sich nicht zu betrinken oder seinen sexuellen Lustbarkeiten nicht nachzugehen. Er wird sich aus innerem Antrieb, aus seinem Selbstverständnis (= Identität) so verhalten, wie man es von ihm erwarten darf. Ähnliches Polizeiversagen wurde im November des Jahres aus Köln bekannt, wo der Ebertplatz, ein verwinkelter, durch viele unterirdische Passagen unübersichtlicher Bereich in der Kölner Innenstadt seit langem zum rechtsfreien Raum verkommen ist, in dem Drogendealer und anderes Gesindel ihr Unwesen treiben können. Als nun Hooligans dort einmal aufräumten, AFD und andere auf die Mißstände aufmerksam machten, fälschten die Versager in Polizeiuniform die Thematisierung der Zustände in einen politischen Mißbrauch um![16] In der deutschen Hauptstadt schließlich wird die Polizei immer mehr von sogenannten Clans unterwandert.[17] Dass das, was anfangs bekannt wurde, nur die Spitze eines Eisberges beschreibt, wird aus weiteren Meldungen deutlich, die ans Tageslicht drängen. Am 10.11.2017 schrieb Welt-online, dass die Unterwanderung der Berliner Polizei weiter fortgeschritten sei, als zuvor angenommen,[18] so dass sie sich möglicherweise auf dem schlechten Wege von einer deutschen Sicherheitsbehörde zu einer kriminellen Vereinigung befindet.
Da, wo der Staat Staat sein soll, findet sich in der real existierenden BRD ein Vakuum. Wir müssen fast feststellen, dass in Gestalt der Bundesrepublik Deutschland weder ein Staat im Sinne Carl Schmitts noch im Sinne Jellineks besteht. Allenfalls haben wir es mit einer Staatsfassade zu tun. Bezeichnend für die Identität der Bürger: niemand nimmt daran Anstoß. Der Zustand unserer Staatsruine, ihr zu erwartendes Schicksal als todgeweiht, interessiert die Bürger offensichtlich nicht. Seinsvergessenheit ist dafür der passende Ausdruck.
Nicht viel besser sieht es im Bereich der Infrastruktur aus. War schon in der beginnenden Neuzeit eine Einrichtung wie ein regelmäßiger Postkutschenverkehr Zeichen eines leistungsfähigen Staates, ist im Industriezeitalter die Infrastruktur, aus Verkehrswegen, Energieversorgung, Telekomminikation usw. existenziell für das wirtschaftliche Wohlergehen eines Staates und seines Volkes. Für die Bundesrepublik Deutschland gilt das in noch größerem Maße als für andere Industriestaaten, da sie sich seit jeher als wirtschaftlichen Riesen und politischen Zwerg definiert, dessen einziger Rohstoff die Leistungsfähigkeit der Bürger und der Infrastruktur und die darauf beruhende Produktivität ist. Früher galt Deutschland als das Land, wo die Eisenbahnen pünktlich fahren. Das kann sich heute niemand mehr vorstellen. Dafür kennt Jeder das in eine Satire ausgeartete Drama um den Berliner Großflughafen. Dort spielt sich ein Schildbürgerstreich sondergleichen ab. Doch steht er nicht allein, sondern viel mehr pars pro toto. Mit jahrzehntelanger Verspätung soll im Dezember des Jahres 2017 endlich die Schnellbahnstrecke von Erfurt nach Nürnberg, die Teil der Strecke von Berlin nach München ist und als Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8 firmiert, fertiggestellt werden. Vom Beginn der Planungen im Jahre 1991 bis zur voraussichtlichen Inbetriebnahme Ende des Jahres 2017, so sie denn erfolgen sollte, werden dann geschlagene 26 Jahre vergangen sein. Das ist mehr als die Lebensdauer von Weimarer Republik und Drittem Reich zusammen, und in dieser Zeit wurden nicht nur Autobahnen gebaut (Zum Vergleich: für den Nord-Ostsee-Kanal, damals Kaiser-Wilhelm-Kanal benötigte man acht Jahre). Auf anderen wichtigen Routen fehlen die Strecken ganz, zum Beispiel vom Westen der Republik über Mitteldeutschland Richtung Thüringen/Sachsen. Wer von Düsseldorf oder Köln nach Erfurt oder Chemnitz und weiter fahren will, muss entweder den riesigen und teuren Umweg über Frankfurt nehmen oder mit dem Regionalzug über Kassel fahren.

Auch im Kleinen herrscht der planerische Stillstand. So benötigte man in Düsseldorf, immerhin einer Landeshauptstadt, geschlagene fünf Jahre um einen einzigen Bahnsteig für eine Straßenbahn zu planen, wohlgemerkt für einen Bahnsteig, nicht für eine Linie oder einen neuen Streckenabschnitt.[19] Gebaut wurde in all den fünf Jahren noch nicht der kleinste Stein. Die Kette ließe sich fortsetzen, über marode Brücken, wie derzeit im Zuge der A1 über den Rhein bei Leverkusen oder Schlaglöcher in den Straßen der Städte usw. usf. Nur auf den ersten Blick ist eine solche Betrachtung eine Nebensächlichkeit. (Ein südafrikanischer Gast des Kongresses der GfP im August 2017 in Kirchheim sprach in diesem Zusammenhang von Luxusproblemen.) Denn die genannten Beispiele zeigen, dass die gegenwärtige BRD nicht in der Lage ist, die Bedingungen sicherzustellen, die ein Industriestaat braucht. Sie runden das Bild eines staatsähnlichen Etwas ab, das, wenn es überhaupt Staatsqualität aufweist, dann eines solchen von Kreisklassenformat, und so wie ein Kreisklassenspieler ein Empfinden von sich selbst hat, das dem Selbstwertgefühl eines Bundesligaspielers durchaus verschieden ist, so wird denn auch ein BRD-Bewohner kaum mit Stolz auf seinen Staat blicken können, jedenfalls dann nicht, wenn er staatlich denkt. Das heißt im Umkehrschluss, dass die BRD-Einwohner diesem Gebilde gleichgültig gegenüberstehen, wenn sie solche Defizite nicht als Defizite der Gemeinschaft, der sie sich zugehörig fühlen, empfinden.

Zu schlechter letzt zeigt sich die fehlende deutsche Staatlichkeit in der Unterwürfigkeit gegenüber dem Ausland, beispielsweise der Türkei. Der Tyrann vom Bosporus tanzt gerade in der letzten Zeit Deutschland nach Belieben auf der Nase herum, indem er unter fragwürdigen Vorwänden deutsche Staatsbürger ins Gefängnis werfen lässt. So sehr auch das persönliche Empfinden bezüglich einiger der jetzt im türkischen Kerker Einsitzenden, zum Beispiel bei Denis Yücel, eher von Schadenfreude denn von Mitleid geprägt sein mag, so sehr ist es doch vom staatlichen Gesichtspunkt ein Ausdruck der Peinlichkeit, dass die BRD nicht in der Lage ist, mit der Türkei und insbesondere deren Despoten eine Sprache zu sprechen, die sie verstehen, um die Freilassung zu erwirken. Doch wie schon im Bezug auf die fehlende Grenzsicherung scheint dem Großteil der Bürger der bundesdeutsche Kriechgang nach Ankara gleichgültig zu sein. Das wiederum beweist die Seinsvergessenheit der Menschen, deren Stolz dadurch nicht berührt wird, dass der „eigene“ Staat sich so demütig gibt. Ähnliches gilt auch beim Blick auf die EU, die Deutschland nach Belieben Diktate erteilt und die Abschaffung der DM, deren Hauptproblem nicht der ökonomische Destabilisierungseffekt, sondern die Abschaffung des letzten Teils der deutschen Souveränität war. Im seinsvergessenen BRD-Publikum scheint das Wenige zu stören. Stattdessen bilden Freiheit, Kaufen, Marktwirtschaft seine Identität oder wie es Herbert Grönemeyer schon 1983 in dem Lied „Kaufen“ besang: „Ich kauf mir was, kaufen, macht so viel Spaß.“ Das ist die deutsche Identität, die sogar verfassungstheoretisch begründet wird. Wenn ein führender Staatsrechtler den Staat wie folgt definiert:
„Der Staat und seine Ziele haben keinen Eigenwert, sondern ziehen ihre Berechtigung allein daraus, dass sie den Menschen konkret dienen. Darin liegt auch eine Abkehr von der Vergötterung des Staates und der Volksgemeinschaft, etwa in der deutschen Romantik.“[20]
besagt er im Grunde nichts anderes als: Du bist alles, Dein Volk gibt es nicht. Wie soll dann ein Bundesbürger in staatlichen Kategorien denken?

Die geistige Beschaffenheit des States schließlich spitzt sich zu in der Bundesregierung und ihrer Führungsgestalt, also in der Person der Stiefmutter. Dass sie sich dem deutschen Volk als geschichtlicher und schicksalhafter Größe verpflichtet fühlen könnte, können im Jahre zwei nach der großen Flut nur die Naivsten glauben, von denen es aber leider millionenfache Exemplare zu geben scheint. Seit ihrem Amtsantritt hat sie alles getan, um Deutschland zu beschädigen. Sie hat die Wehrpflicht abgeschafft und damit die Bundeswehr faktisch zerschlagen (s.o.), sie unterstützt die weiteren Zahlungen an Griechenland, sie hat den Atomausstieg zu verantworten und damit bei aller Umstrittenheit dieses Themas erreicht, dass Deutschland den Atomstrom nun vom Ausland bezieht, sie tritt für TTIP ein und im Jahre 2015 hat sie in einer einsamen Entscheidung, die rechtlich vertretbar den Straftatbeständen des Hochverrats[21] sowie des Völkermordes subsummiert werden kann, die Flutung Deutschlands mit anderthalb Millionen herbeigeführt. Nach wie vor weigert sie sich, die Grenzen zu schließen. Deutschland bedeutet ihr nichts, das deutsche Volk sind diejenigen, die hier leben, und sei es ein bisschen länger. Das Geschichtsbuch wird diese Frau als den Totengräber des deutschen Volkers ausweisen, der mehr Schaden angerichtet hat, als fast alle anderen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das deutsche Volk noch eine Überlebenschance, nach Merkel kommt das finis germaniae.
Hinweise darauf, wo ihr Herz schlägt, mag man an den zahlreichen Auszeichnungen finden, die sie seit ihrem Amtsantritt als Bundeskanzlerin anhäufte. Beginnend mit dem Jahr 2007 wurden ihr folgende Ehrungen zuteil:

2007 Leo-Baeck-Preis des Zentralrates der Juden für Verdienste, die sich Merkel „durch ihr kontinuierliches und glaubwürdiges Engagement im Bereich der Verständigung zwischen Juden und Nichtjuden, ebenso wie zwischen Deutschland und Israel, erworben hat“[22]

2008: Karlspreis der Stadt Aachen[23]

2009: Ehrendoktorwürde der New School (Menschenrechte Frieden Gerechtigkeit 30er Jahre)[24]

2010: Europapreis der Europagesellschaft Couldenhove-Calergi[25]

2011: Medal of Freedom, höchste amerikanische Auszeichnung[26]

2012: Heinz-Galinski-Preis der Jüdischen Gemeinde Berlin für ihr Engagement für jüdisches Leben[27]

2013: Lord-Jakobovits-Preis der Europäischen Rabbinerkonferenz für ihre Bemühungen für gemeindeübergreifende Eintracht in ganz Europa und herausragende Beiträge zur Förderung von Toleranz und Verständnis[28]

2014: Präsidentenmedaille des Staates Israel, höchste zivile Auszeichnung des Staates Israel für einzigartige und herausragende Beiträge zur israelischen Gesellschaft und zum internationalen Ansehen Israels[29]

2015: Persönlichkeit des Jahres vom Time Magazin für Verdienste in der Flüchtlingspolitik[30]

2016: Four Freedoms Award, für Verdienste um die vier Freiheiten von Franklin Delano Roosevelt vom Januar 1941, sowie Ohel-Jakob-Medaille der jüdischen Kultusgemeinde der Stadt München dafür, dass sie beherzt und kämpferisch an der Seite jüdischer Menschen in Deutschland stehe[31]

2017: Elli-Wiesel-Auszeichnung für ihr Engagement gegen das Vergessen (Schuldkult) höchste Auszeichnung des amerikanischen Holocaust Museums[32]

Nun verleiht sich niemand die Orden, die er/sie bekommt, selbst. Aber es ist auch niemand gezwungen, sie anzunehmen. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der Verleiher der Orden damit eine bestimmte Erwartungshaltung ausdrückt und der/die  Geehrte ihr entspricht: Er/sie hat sich durch bisherige Handlungen den Anliegen der Auszeichner als gewogen erwiesen und wird sich ihnen in Zukunft ebenso erweisen. Aus gutem Grund gebot Artikel 109 Absatz 6 der Weimarer Reichsverfassung: „Kein Deutscher darf von einer ausländischen Regierung Titel oder Orden annehmen.“ Damit sollte die korrumpierende Wirkung solcher Verleihungen unterbunden werden.

Die oben genannten Orden (neben denen eine zu vernachlässigende Zahl an anderen zum Beispiel der Vertriebenen steht), die Frau Merkel zugesprochen wurden, sprechen für sich selbst. Sie stehen samt und sonders für auflösenden Internationalismus bzw. universalen Individualismus und für eine Interessengruppe, zu der nicht viele Worte nötig sind. Und beim Four-Freedoms-Award der USA handelte es sich um nichts anderes, als das in einen Orden gekleidete amerikanische Kriegsprogramm gegen das Deutsche Reich. Entlarvend ist auch ein Teil der Begründung für den Elli-Wiesel-Preis:
„Kanzlerin Merkel hat ein standhaftes Bekenntnis darin an den Tag gelegt, die Bewahrung des Gedenkens an den Holocaust zu einer vordringlichen Aufgabe in Deutschland zu machen“

Nicht minder bemerkenswert die Antwort:

„Nur im Bewusstsein der immerwährenden Verantwortung Deutschlands für den Zivilisationsbruch Deutschlands für den Zivilisationsbruch der Shoah kann eine gute Zukunft gestaltet werden.“[33]
Bei der Entscheidung des Time-Magazin für die Stiefmutter als Person des Jahres spielte das Thema Identität schließlich eine direkte Rolle, heißt es in der Begründung:
„Bei Merkel schwang ein anderer Wertekanon – Menschlichkeit, Güte, Toleranz – mit, um zu zeigen, wie die große Stärke Deutschlands zum Retten statt zum Zerstören genutzt werden kann Es ist selten, einem Anführer bei dem Prozess zuzusehen, eine alte und quälende Nationalität abzulegen.“[34]  [H.d.V.]
Besser kann man nicht beschreiben, welche (Nicht-) Identität die Frau an der politischen Spitze der BRD verkörpert!
All das ist aber letztlich nicht entscheidend. Denn so zerstörerisch das Wirken dieser furchtbaren Frau auch immer sein mag:  das Problem der deutschen Identität besteht nicht in der Stiefmutter: es besteht in einem Volk, das die Stiefmutter duldet! Dabei kann sie nur als Synonym gelten. Denn, was hier als Zeichen staatlichen Verfalls angenommen wird, steht neben anderen Dingen, die florieren, namentlich eine (jedenfalls zum Schein) florierende Wirtschaft, ein weit verbreiteter privater Reichtum, sich ausdrückend in explodierenden Mieten und Quadratmeterpreisen für Wohneigentum, die bezahlt werden (!), in ständigen Urlaubsreisen der Bundesbürger, Statussymbolen wie Autos usw. usf. Den Bürgern scheint es demnach gleichgültig zu sein, dass ihr Gemeinwesen verfällt, so lange nur das eigene Wohlergehen gesichert ist. Die deutsche, besser gesagt, die bundesdeutsche Identität, heißt also Kaufland. Kaufen hat aber weder eine philosophische, noch eine kulturelle, noch eine geschichtliche Dimension. Daher ist die eigentliche Identität der Gegenwartsbürger, deren Seinsvergessenheit. Nur, wo Seinsvergessenheit und fehlende Identität das Volk zersetzt haben, kann sich eine Gestalt wie die Stiefmutter halten. Wo dagegen ein lebendiges Feuer des „Selbst“ in einem Volk brennt, würde sie schnellstens beiseite gefegt, und welche Exzesse so etwas annehmen kann, hat Rumänien im Jahre 1989 bei der Entledigung des Diktators Ceaucescu gezeigt. Davon ist das deutsche Volk zum Glück weit entfernt. Dennoch gilt: wenn eine Partei, die eine Stiefmutter unter elfminütigem Dauerapplaus zur Vorsitzenden wählt[35], über die 5%-Hürde kommt, dann offenbart das die wahre Identität des Volkes, das solches verbricht: die Suizidalität.

 

  1. B) Geschichtliche Identität

Die fehlende Identität bezüglich des staatlichen Gemeinwesens geht aus der fehlenden bzw. verkürzten geschichtlichen Identität hervor, die das Bundesverfassungsgericht in seinem berühmt-berüchtigten Wunsiedel-Beschluss vom 04.11.2009 zum Ausdruck[36] gebracht hat. Es schrieb seinerzeit:           

„Das menschenverachtende Regime dieser Zeit [der Jahre 1933 – 45, d.V.], das über Europa und die Welt in unermesslichem Ausmaß Leid, Tod und Unterdrückung gebracht hat, hat für die Bundesrepublik Deutschland eine gegenbildlich identitätsprägende Bedeutung, die einzigartig ist und allein auf der Grundlage allgemeiner gesetzlicher Bestimmungen nicht eingefangen werden kann. Das bewusste Absetzen von der Unrechtsherrschaft des Nationalsozialismus war historisch zentrales Anliegen aller an der Entstehung wie Inkraftsetzung des Grundgesetzes beteiligten Kräfte.
Das Grundgesetz kann weithin geradezu als Gegenentwurf zu dem Totalitarismus des nationalsozialistischen Regimes gedeutet werden und ist von seinem Aufbau bis in viele Details hin darauf ausgerichtet, aus den geschichtlichen Erfahrungen zu lernen und eine Wiederholung solchen Unrechts ein für alle Mal auszuschließen.“

 

„Vor diesem Hintergrund entfaltet die propagandistische Gutheißung der historischen nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft mit all dem schrecklichen tatsächlichen Geschehenen, das sie zu verantworten hat, Wirkungen die über die allgemeinen Spannungslagen des öffentlichen Meinungskampfes weit hinausgehen und allein auf der Grundlage der allgemeinen Regeln zu den Grenzen der Meinungsfreiheit nicht erfasst werden können. Die Befürwortung dieser Herrschaft ist in Deutschland ein Angriff auf die Identität des Gemeinwesens nach innen mit friedensbedrohendem Potential.“  [H.d.V.]
Die Bundesrepublik Deutschland ist also nach der Urteilskraft des höchsten deutschen Gerichts nichts anderes als ein spiegelbildlicher Gegenentwurf zum Dritten Reich mit dem Kernpunkt eines „Nie wieder“. So richtig es auch ist, einen Staat darauf zu verpflichten, Verbrechen wie die des Dritten Reiches in der Zukunft auszuschließen, so falsch ist es, ihn darauf zu verkürzen. Genau das geschieht aber, wie wir uns täglich vorhalten lassen müssen, so von Bundespräsident Gauck[37] am offiziellen Auschwitzgedenktag, dem 27. Januar, 2015.   

 

            „Es gibt keine deutsche Identität ohne Auschwitz.“

Bundesaußenminister Fischer wird gar die Aussage zugeschrieben, Auschwitz sei der Gründungsmythos dieser Republik. Auch wenn das nur noch indirekt nachweisbar ist[38], hat er damit sicherlich den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn man sich vergegenwärtigt, wie die Erinnerung an dieses geschichtliche Ereignis in Deutschland verklärt wird, von den Stolpersteinen über das jährliche Gedenken am 27. Januar bis hin zu dem monströsen Mahnmal in Berlin. Die deutschen Opfer des Krieges werden demgegenüber ignoriert, vergessen oder mit nahezu krimineller Energie heruntergerechnet wie in Dresden oder an den Rheinwiesenlagern, um nur die beschämendsten Beispiele zu nennen. Auch die Vertreibung oder der Verlust der Ostgebiete bildet keinen Teil des kollektiven Gedächtnisses des Kaufland-Volkes. Fordert ein Politiker gar eine 180-Grad-Wende dieser missratenen Geschichtspolitik, zieht er damit ein Parteiausschlussverfahren auf sich.[39] 

Auf Basis dieses Geschichtsbildes, besser gesagt der Geschichtsklitterung, findet dann im Gegenzug seit Jahren eine beispiellose geschichtspolitische Leichenfledderei satt. Landauf landab werden Straßen, Plätze, Schulen, Universitäten von ihren Namen gesäubert, sollten diese nur einen Hauch patriotische Patina angesetzt haben. Besonders schändlich mutet in diesem Zusammenhang der Umgang mit dem Erbe des ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg an, des einzigen Staatsoberhauptes, das das deutsche Volk in seiner über tausendjährigen Geschichte jemals selbst wählen durfte (1925 und 1932). Dabei wollte es die Ironie der Geschichte, dass er bei der Wiederwahl des Jahres 1932 der Kandidat der gesammelten Linken war, die ihn als Bollwerk gegen Adolf Hitler aufstellte! Allein, das nützte seinem Andenken nichts, da man ihn unter weitestgehender Verdrehung der Tatsachen unterstellen möchte, dass er ein halbes Jahr später dessen Steigbügelhalter gewesen sei.[40] Dass er 1914 das deutsche Volk bei Tannenberg vor einer großen militärischen Katastrophe bewahrt hat, ist in den Augen der Vergangenheitsbewältiger natürlich ein weiterer dicker Eintrag auf seinem Schuldkonto. Unter anderem in der westfälischen Stadt Münster („Der Herr sprach, es werde Licht, und es ward Licht; nur an zwei Orten blieb es finster: Paderborn und Münster“) liquidierte man ihn im Jahre 2012, in Gestalt des Hindenburgplatzes. Wer nun meint, dies sei Ergebnis antifaschistischer Kommandohorden liegt jedenfalls insofern falsch, als der Antifaschismus von niemand anderem vorangetrieben wurde, als von Teilen der CDU. Federführend bei dem Kampf gegen den Toten war deren Oberbürgermeister Markus Lewe. Doch damit stand er nicht allein: Nicht nur der Stadtrat stimmte mit 53 zu 23 Stimmen für die Liquidation, sondern auch ein nachfolgendes Bürgerbegehren bestätigte die Entscheidung mit etwa 60 % der Stimmen.[41] Die Bürgerschaft als solche demonstrierte somit ihre Geschichtsvergessenheit.

Ein ebensolches Armutszeugnis stellte sich der Senat der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald auf, der im Januar 2017 mit zwei Dritteln (!) der Stimmen beschloss, die dortige Alma mater von ihrem Namenspatron zu reinigen.[42] Aber das sind nur die gravierendsten Beispiele. Auf der Abschussliste stehen neben weiteren Soldaten wie Hans von Seeckt, General von Einem oder von Trotha auch Literaten wie Agnes Miegel und viele andere. Hier gilt wie im Falle der achselzuckenden Duldung des Verfalles unseres Staatswesens: große Teile der Bevölkerung selbst tragen die Unkultur: Die Herrschaft der Minderwertigen, wie es Edgar Julius Jung nannte, gedeiht eben nur auf Basis eines minderwertigen Volkes.

 

  1. Kulturelle Identität

Das bisher Gesagte gilt erst recht für das kulturelle Bewusstsein, das vom geschichtlichen nicht zu trennen ist. Die 500. Wiederkehr der Reformation sollte uns daran erinnern, dass Deutschland überhaupt nur denkbar ist als Teil des christlich-abendländischen Kulturkreises. Das Selbstverständnis, zunächst des ostfränkischen, später des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, war das des Trägers der Kaiserkrone, die ihm mittels der sogenannten translatio imperii zu Teil geworden war. Dieses Reich und seine Repräsentanten sahen sich in der unmittelbaren Folge Roms in seiner christlichen Ausprägung. Sie fühlten sich demnach als die weltliche Schutzmacht des Christentums. Das brachte auf der einen Seite das Bewusstsein   einer sakralen Sonderstellung – es gab viele Könige aber nur einen Kaiser – mit sich auf der anderen eine ständige Konkurrenz des Kaisers mit dem Papsttum. Signifikanten Ausdruck fand sie im sogenannten Investiturstreit, also dem Streit um die Frage, wer die geistlichen Würdenträger einsetzte, ja um die Frage, ob der Papst den Kaiser ernennen dürfe, der seinen Höhepunkt im Jahre 1077 erlebte, als Kaiser Heinrich der IV den berühmten Gang nach Canossa antrat. Das Streben um die Vormacht zwischen Papst und Kaiser ging jedoch in den folgenden Jahrhunderten weiter und entwickelte sich zu einer der beiden Konstanten im Leben der deutschen Nation schlechthin.[43] Sie war noch wesentlich für den Ausbruch der Reformation. Waren schon die früheren Auseinandersetzungen nicht nur religiöser, sondern auch machtpolitischer Natur, kam im Jahre 1517 verstärkt das nationale Element hinzu, weil das Volk die Ämterpatronage der katholischen Kirche und vor allem den Ablasshandel, der den Griff der Kurie in die Taschen des einfachen Bürgers scheinlegitimierte, zunehmend als römische Fremdherrschaft über Deutschland empfand.  Ohne diese Wechselbeziehungen hätte das Auftreten Luthers nicht die revolutionärem folgen hervorgebracht, die durch die Reformation eintraten: es berührte die Menschen im Kern ihrer Identität.[44]
Die zweite, mit der ersten eng verbundene, Konstante ist die Selbstbehauptung gegen den Ansturm des Islam auf dieses christliche Europa, der sich mit verschiedenen Kerndaten wie den Vorstößen nach Wien 1529 und 1683, der Schlacht auf dem Amselfeld, dem Erfolg von Türkenlouis usw. verbindet. Die geradezu sprichwörtliche Türkengefahr war es denn auch, die die jeweiligen Kaiser immer wieder zwang, in Zweifronten-Verhältnissen zu denken und sie hinderte, gegen die Feinde im Westen, allen voran Frankreich, mit der gebotenen Konsequenz vorzugehen. Im dreißigjährigen Krieg dürfte das der ausschlaggebende Faktor gewesen sein, der die kaiserliche Partei an einem vollständigen Sieg hinderte. Nicht weniger als Deutschland bedrohte das islamische Ausgreifen Europa als Ganzes. Im Westen bedurfte es nach der Unterwerfung der iberischen Halbinsel einer mehr als hundert Jahre andauernden Reconquista, für die an dieser Stelle der Name Karl Martell genannt sein soll, um den Kontinent zu befreien. Man wird resümieren dürfen, dass der Abwehrkampf gegen den Islam über Jahrhunderte ein geradezu konstitutives Element sowohl für Europa als Ganzes als auch und zwar in besonderem Maße für seine Zentralmacht Deutschland war. Auch insofern herrscht heute die blanke Seinsvergessenheit. Dass der Islam, das was er seit Jahrhunderten erfolglos versucht, weiterhin betreibt, nämlich die Unterwerfung und letztendliche Vernichtung des christlichen Europas, ist in der BRD einer selbstvergessenen und selbstmörderischen Willkommenskultur gewichen, und auch insoweit beweisen die lechzenden Jubelhymnen an deutschen Bahnhöfen im Jahre 2015, dass die Fäulnis nicht von oben verordnet zu werden braucht, weil sie unten von alleine gärt!
Deshalb ist es auch nicht richtig und ebenso ein Zeichen von kultureller Seinsvergessenheit, wenn Teile der deutschen Rechten das Hauptproblem der einströmenden Völkermassen in der biologischen Überfremdung sehen.  (Selbst ein so brillanter Analyst wie Thor von Waldstein irrt in diesem Punkt, wenn er den islamischen Radikalismus der Kolonialzeit bzw. der us-amerikanischen Unterstützung des Staates Israel zuschreibt.[45]) Niemand beweist das besser als „deutsche“ Konvertiten wie etwa Sven Lau oder Pierre Vogel, nach deren Vorstellung all das, was die über tausend Jahre gewachsen Kultur unseres Landes ausmacht, verschwinden und einem archaischen Totalitarismus weichen soll; und wenn in der BRD Weihnachtsbäume nicht mehr aufgestellt und Martinszüge nur noch Laternenfest heißen dürfen, liegt auch das nicht an der Hautfarbe der Fremden sondern an einer doktrinären, religiös verbrämten Ideologie und dem fruchtbaren Boden der Selbstaufgabe als ihrem Komplement. Das hat nichts mit Israel oder den USA zu tun. Als Prinz Eugen vor Wien kämpfte und als die Moslems Spanien ihrem Herrschaftsbereich einverleibten, gab es noch keinen Staat Israel und noch keine USA, die ihn unterstützten. Die geistige Überfremdung ist die Plage, die unser Land heimsucht, was einen in der Geschichte vielfach bezeugten Mechanismus beschreibt: Auch die großen blutigen Katastrophen im Umfeld des Zweiten Weltkriegs haben ihre Ursache in den mörderischen Ideologien des Nationalsozialismus hie und des Bolschewismus da. Kommissarbefehl und Ilja Ehrenburgs Ausrottungsphantasien lagen im Wesen dieser Ideologien und nicht im Wesen der von ihnen befallenen Völker. Das heute nicht zu erkennen, den Islam in seiner lebensbedrohenden Gefährlichkeit zu unterschätzen, könnte in der Tat zum finis germaeniae führen.

Die hier beschriebene Kulturvergessenheit ist nicht nur eine des fehlenden Geschichtsdenkens, sondern, logisch darauf aufbauend, des Abfalls von der das Land prägenden Religion, nicht verwunderlich angesichts des Zustandes der Amtskirche, die in Gestalt ihrer führenden Akteure wie Kardinal Woelki oder Bischof Bedford-Strohm selbst Teil der Seinsvergessenheit ist. Beides steht in einer Wechselwirkung: wem das Christentum gleichgültig ist, zum Beispiel weil seine heutigen Verkünder so unerträglich sind, wie sie sind, der sieht auch keine Bedrohung darin, dass der Islam im Begriffe ist, an seine Stelle zu treten. Nur verkennt er dabei, dass damit die gesamte geistig-kulturelle Grundlage des europäischen Abendlandes vernichtet wird. Bezeichnenderweise haben sich Völker, die geistig nicht zum Kauflanddenken zersetzt sind, sondern sich ihren christlichen Glauben als Identitätsmerkmal bewahrt haben, wie die Polen, auch einen politischen Abwehrinstinkt gegen die islamische Infiltration bewahrt.
Bei der Frage, nach den Ursachen dieser auf allen Ebenen anzutreffenden Seinsvergessenheit wird man bei Ernst Jünger fündig. Er notierte in den Kirchhorster Blättern am 11. April 1945:

„Von einer solchen Niederlage erholt man sich nicht wieder wie einst nach Jena oder Sedan. Sie deutet eine Wende im Leben der Völker an, und nicht nur zahllose Menschen, sondern auch vieles, was uns im Innersten bewegte, muss sterben bei diesem Übergang.“[46]

Damit hat er ausgedrückt, was Hans Joachim Arndt 1978 in einen prägnanten Buchtitel gekleidet hat: Die Deutschen sind die Besiegten von 1945. Als solche unterliegen sie einer erheblichen Traumatisierung bezüglich sämtlicher im weitesten Sinne nationaler Attribute. Die nationalen Aufwallungen der 20er Jahre, die Verwirklichung nationaler und nationalistischer Ziele nach 1933 münden in dieser Lesart in Angriffskrieg, KZ und schließlichem Untergang. Also wendet man sich von allem ab, was mit Nation und Geschichte zu tun hat und begnügt und vergnügt sich mit dem bzw. im Kaufland, gleichgültig darüber, dabei das Kind mit dem Bade auszuschütten. Dass Niederlagen in Kriegen geschichtlichen Ausmaßes derartige Traumatisierungen hervorbringen, war 1945 keine neue Erkenntnis. Bezüglich des dreißigjährigen Krieges hatte Heinrich von Treitschke in seinem großangelegten Werk zur deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert festgestellt:

„Die Fäulnis eines solchen Staatslebens begann bereits den rechtschaffenen Gradsinn des Volkscharakters zu zerstören. Ein Menschenalter voll namenloser Leiden hatte den bürgerlichen Mut gebrochen, den kleinen Mann gewöhnt, vor dem Mächtigen zu kriechen. Unsere freimütige Sprache lernte in alleruntertänigste Ergebenheit zu ersterben und bildete sich jenen überreichen Wortschatz von verschnörkelten knechtischen Redensarten, den sie noch heute nicht gänzlich abgeschüttelt hat. Die gewissenlose Staatsraison des Jahrhunderts vergiftete auch den bürgerlichen Verkehr. Das geldgierige Geschlecht warb, wetteifernd in Bestechung und Ränkespiel, um die Gnade der Großen“[47]

Gustav Freytag schließlich resümierte hierzu:

„Man mag fragen, wie bei solchen Verlusten und so gründlichem Verderb der Überlebenden überhaupt noch ein deutsches Volk geblieben ist, das nach geschlossenem Frieden wieder Land bauen, Steuern zahlen und nach einem dürftigen Vegetieren von hundert Jahren wieder Energie, Begeisterung und ein neues Leben im Kunst und Wissenschaft zu erzeugen vermochte.“[48]

Die Schlussfolgerungen dieser großen deutschen Geister können denn auch einen Hinweis darauf geben, dass die Erholung eines Volkes nach vernichtenden Niederlagen mehr als ein Menschenalter in Anspruch nimmt. Man wird eher von hundert als von fünfzig Jahren auszugehen haben, bis sich unter dem Schutt der Zeit wieder Knospen der Erbauung regen. Heute, siebzig Jahre nach dem 8. Mai, sehen wir allerdings dafür erste Hoffnungszeichen: Menschen finden sich in Gruppen oder Bewegungen wie Pegida, den Identitären und ähnlichen zusammen, weil sie nicht hinnehmen wollen, dass Deutschland abgeschafft wird, weil sie erkennen, dass die Machthaber den großen Austausch betreiben und sich gegen ihn stemmen. Die Burschenschaften besinnen sich auf ihre Aufgabe. Es gibt ein reges journalistisches Leben im nationalen Bereich, von der Jungen Freiheit oder der Sezession über Zuerst und Compact bis zur Aula und Neuen Ordnung. Junge Menschen gehen, etwa in Dresden oder in Remagen (Rheinwiesenlager) auf die Straße, um die deutschen Opfer des letzten Krieges in Erinnerung zu rufen. Auch dass Organisationen wie die GfP über die Jahre nicht totzukriegen sind, ist ein Hoffnungsschimmer, ebenso wie die knapp dreizehn Prozent der AfD bei der Bundestagswahl.  Gleichgültig, wie man über diese Partei denken mag und wie sie sich entwickeln wird: erstmals seit Beginn der Bundesrepublik haben sich die Menschen in nennenswertem Ausmaß von den Systemparteien abgewendet.

Martin Luther hat gesagt:

„und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute ein Apfelbäumchen pflanzen.“

Wenn der feststehende Untergang Voraussetzung für diese Pflanzung sein sollte, dann scheint sie in Bezug auf die deutsche Welt also noch verfrüht.

 

 

[1] Der nachfolgende Beitrag lehnt sich an den Vortrag an, den der Verfasser am 26. August 2017 auf dem Kongress der Gesellschaft für freie Publizistik in Kirchheim hielt.

[2] Alfred Andersch, Die Kirschen der Freiheit, hier: Neudruck 1952, S. 18.

[3] Anwaltsblatt 2008, S. 244.

[4] http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2017/01/170118-Amtszeitende-Rede.html abgerufen am 28.08.2017.

[5] https://www.youtube.com/watch?v=U_gRMPiODok.

[6] Georg Jellinek, Allgemeines Staatslehre, hier fünfter Neudruck der 3. Aufl., Kiel, 1928, 13. Kapitel, passim.

[7] Abrufbar unter http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/que/normal/que840.pdf; zur Bedeutung innerhalb der Staatszwecklehre vgl. Jellinek, Staatslehre Achtes Kapitel, Abschnitt I.

[8] Schmitt (1895-1985) verfasste seine epochalen Werke, darunter den „Begriff des Politischen“, „Die geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus“, die „Verfassungslehre“ usw. alle samt in der kurzlebigen Zeit der Weimarer Republik. Nach dem Zweiten Weltkrieg lebte er, aus dem öffentlichen Diskurs weitgehend abgeschaltet, in seiner Heimatstadt Plettenberg.

[9] Friedrich Meinecke, Weltbürgertum und Nationalstaat, 2.  Aufl., München und Berlin, 1911, S. 1.

[10] Im Frühherbst des Jahres 2017 berichteten die Medien, zum Beispiel der Focus unter Berufung auf die Bild-Zeitung, dass 390.000 Syrer ab 2018 berechtigt sein werden, ihre Familien nachzuziehen. Während diese Zahl festzustehen scheint, ist ungewiss, was das in der Folge heißt. So versucht das ARD-Magazin Panorama zu relativieren. http://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Familiennachzug-Kommen-wirklich-mehr-Syrer,nachzug102.html Geht man davon aus, dass ein einzelner syrischer Flüchtling fünf Personen nachzieht, sind das aber allein für diese Volksgruppe zwei Millionen Menschen.

[11] Robin Alexander, Die Getriebenen, 5. Aufl., März 2017, S. 26.

[12] http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-04/bundeswehr-bestand-ausruestung-panzer.

[13] http://www.fr.de/politik/rechtsextremismus/von-der-leyens-reformplaene-vom-rekruten-bis-zum-general-a-1275997.

[14] Björn Clemens, Abendbläue, 2. Aufl. 2011, Kapitel „Der Soldat“, S. 268.

[15] Das Boulevardblatt Express titelte am 28.06.2017: „Wilde Orgien und Sex am Zaun – Polizisten vor G 20-Gipfel nach Hause geschickt.“  https://www.express.de/news/panorama/wilde-orgien-und-sex-am-zaun–polizisten-vor-g20-gipfel-nach-hause-geschickt-27867984. Die Berliner Zeitung wusste diesen Skandal am 27.06.2017 in eine Reihe anderer Peinlichkeiten wie Drogenhandel und Pornographie einzuordnen. https://www.berliner-zeitung.de/berlin/polizei/vor-g20-gipfel-die-orgie-von-berliner-polizisten-ist-nicht-der-erste-fehltritt-27870476.   

[16] http://www.rp-online.de/nrw/staedte/koeln/koeln-hooligans-randalierten-nach-afd-veranstaltung-am-ebertplatz-aid-1.7185683.

[17] Überblick bei Spiegel online vom 08.11.2017 http://www.spiegel.de/panorama/justiz/polizeigewerkschafter-arabische-clans-draengen-in-berlin-in-oeffentlichen-dienst-a-1176952.html.

[18] „Schwäbische Clans unterwandern Berliner Polizei“, https://www.welt.de/satire/article170497122/Schwaebische-Clans-unterwandern-Berliner-Polizei.html.

[19] Rheinische Post online vom 03.02.2017,  http://www.rp-online.de/nrw/staedte/duesseldorf/stadtteile/oberkassel/hochbahnsteig-fuer-den-luegplatz-aid-1.6579995.

[20] Hans Jarass in Jarass/Pieroth, Grundgesetz, Kommentar, 13. Aufl., 2014, Art 1, Rn. 1.

[21] Vgl.: https://paragraph81.wordpress.com/.

[22] http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/4356.

[23]http://www.karlspreis.de/de/preistraeger/angela-merkel-2008/vita

[24] https://www.presseportal.de/pm/58364/1354972.

[25] https://www.bundeskanzlerin.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Artikel/2011/01/2011-01-13-merkel-europapreis.html.

[26] https://www.bundeskanzlerin.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Reiseberichte/usa-2011-06-08-washington.html

[27] Offizielle Mitteilung der Bundesregierung, https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Artikel/2012/11/2012-11-29-merkel-erhaelt-galinski-preis.html.

[28] Offizielle Mitteilung der Bundesregierung, https://www.bundesregierung.de/ContentArchiv/DE/Archiv17/Artikel/2013/05/2013-05-22-bKin-erh%C3%A4lt-jakobovits-prize.html.

[29] Offizielle Mitteilung der Bundesregierung,  https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Reiseberichte/2014-02-24-orden-israel.htmlxx.

[30] http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-12/bundeskanzlerin-angela-merkel-time-person-of-the-year

[31] http://www.hagalil.com/2016/11/merkel-8/.

[32] http://www.faz.net/aktuell/politik/angela-merkel-erhaelt-elie-wiesel-auszeichnung-2017-14986687.html.

[33] Vgl. o.g. Hinweis auf FAZ online vom 25.04.2017.

[34] https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Reiseberichte/2014-02-24-orden-israel.html.

[35] Zeit-online vom 06.12.2016, http://www.zeit.de/news/2016-12/06/deutschland-merkel-wird-mit-ueber-elf-minuten-applaus-auf-cdu-parteitag-gefeiert-06132803.

[36] 1 BvR 2150/08. Dieser Beschluss ist eine der Kardinalentscheidungen zum Verständnis der BRD schlechthin, abrufbar hier: http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20091104_1bvr215008.html, siehe hierzu schon: Björn Clemens, Die Identität des Grundgesetzes, Hier und Jetzt, Ausgabe Nr. 19, Frühjahr 2013, S. 69 ff.

[37] Süddeutsche Zeitung, http://www.sueddeutsche.de/politik/bundespraesident-gaucks-rede-im-wortlaut-es-gibt-keine-deutsche-identitaet-ohne-auschwitz-1.2322759.

[38] So zitierte der Historiker Hans-Ulrich Wehler in einem Interview mit Welt-online vom16.01.2005 genau diesen Wortlaut https://www.welt.de/print-wams/article120531/Auschwitz-taugt-nicht-als-Gruendungsmythos-der-Republik.html, während ein Bericht in der Online-Ausgabe des Spiegel vom 13.05.1999 http://www.spiegel.de/politik/deutschland/wortlaut-auszuege-aus-der-fischer-rede-a-22143.html gerade diese Passage nicht ausdrücklich wiedergibt.

[39] Zeit-online vom 31.03.2017, http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-03/afd-bundesvorstand-bjoern-hoecke-parteiausschlussverfahren.

[40] http://www.spiegel.de/panorama/muenster-hindenburgplatz-heisst-wieder-schlossplatz-a-856140.html

[41] Ebenda.

[42] Ein Bericht des NDR vom Januar 2017 ist einer unter vielen, die bei Eingabe der entsprechenden Suchbegriffe im Netz auftauchen, Zeichen mit welcher Vehemenz auf diesem feld gestritten wird; für geschichtsbewusste Völker wäre ein solcher Vorgang undenkbar, http://www.ndr.de/kultur/Greifswald-Ernst-Moritz-Arndt-Uni-aendert-ihren-Namen,arndtuniversitaet100.html.  

[43] Überblick bei Dietmar Willoweit, Deutsche Verfassungsgeschichte, 3. Aufl., 1997, § 8.

[44] Zu den historischen Begleitumständen der Reformation vgl. B. Clemens, Das Fanal von Wittenberg, http://schwarze-fackel.de/html/geschichtsdenken.html.

[45] Z.B. in seinem Werk „Die entfesselte Freiheit“, Schnellroda 2017, S. 188ff, Thesen zum Islam.

[46] Strahlungen, 5. Aufl. München 1955, S. 495.

[47] Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, Aufl., Leipzig, 1927, Band 1, S. 18.

[48] Bilder aus der deutschen Vergangenheit, …. S. 247.

Für des deutschen Volkes Ehre und Freiheit

Die Idee

Am 26. Mai 1923 wurde der deutsche Freiheitskämpfer Albert Leo Schlageter von den Franzosen ermordet, nachdem er im Rahmen des Ruhrkampfes eine Eisenbahnbrücke nahe Düsseldorf gesprengt hatte. Die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland nahm das zum Anlaß, am Ehrenmal des 39er Regiments in Düsseldorf eine Gedenkveranstaltung durchzuführen.
In der Erinnerungs- und Geschichtskultur offenbart sich mit einer Brennschärfe, wie sie sonst kaum anzutreffen ist, das Selbstverständnis einer Gesellschaft, was durch die Heftigkeit der Debatten bezeugt wird, die sich um sie ranken. Als Beispiele seien die Diskussionen um den Sinngehalt des 8. Mai, die mit bilderstürmerischem Eifer betriebene Umbenennung deutscher Kasernen und allen voran die Errichtung des Holocaustmahnmals in Berlin, sowie hunderter anderer NS-bezogener Gedenkstätten genannt. Das offizielle Deutschland befleißigt sich dabei der Betonung und Zurschaustellung eigener Schandtaten, während die ruhmreichen Ereignisse und Personen verschwiegen werden. Das ist nicht nur Zeichen eines zivilreligiösen Schuldkultes, sondern ebenso Ausdruck einer mentalen Erschöpfung eines Volkes, das in den Niederlagen zweier Weltkriege geistig weitgehend gebrochen wurde. Um aus den Restbeständen nationaler Lebenskraft fruchtbare Elemente für die Zukunft zu gewinnen, muß man bestrebt sein, die positiven Elemente der eigenen Geschichte in das öffentliche Bewusstsein zurückzuführen. Auch ist es unumgänglich, das durch Andere zugefügte Unrecht beim Namen zu nennen, anstatt es verschämt hinzunehmen, um die eigene Selbstachtung wieder her zustellen. Mit der Durchführung des Dresdner Trauermarsches im Februar eines jeden Jahres, das den von angloamerikanischen Kriegsverbrechern zu verantwortenden Bombenholocaust, wie er erstmals vom sächsischen Landtagsabgeordneten Jürgen Gansel genannt wurde, als das bezeichnet was er war, stellt sich die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland seit langer Zeit in diesen Dienst. Hier zeigt sich auch, wie sich die Begriffsprägung auf die politische Kultur auswirkt. Um daran weiterzuwirken, hat die JLO beschlossen, einen Mann der Vergessenheit zu entreißen, der unter Hintanstellung eigener Lebensziele und -planungen einen Opfergang für das gesamte Deutsche Volk angetreten hat, der auf dem Richtplatz eines illegalen französischen Standgerichts endete.  „Für des deutschen Volkes Ehre und Freiheit“ weiterlesen

Das Fanal von Wittenberg

Im Jahre 2017 jährt sich die Reformation zum 500sten Mal. Genauer gesagt jährt sich am 31. Oktober zum 500. Mal der Tag, an dem der Theologieprofessor D. Martin Luther 95 Thesen an die Schloßkirche von Wittenberg schlug. Das Anliegen des Reformators war zunächst ein rein theologisches. Der im Jahre 1483 geborene Luther hatte ursprünglich eine Ausbildung als Jurist begonnen, als er am 2. Juli 1505 in ein schweres Gewitter geriet, bei dem der Blitz 2 Meter neben ihm einschlug. In seiner Todesangst gelobte er, Mönch zu werden, falls er überlebe. So geschah es dann, und er trat in einem Erfurter Kloster in den Augustiner-Orden ein. Dort stellten sich ihm sehr bald die wesentlichen (religiösen) Fragen. Ausgehend vom Problem der Sündhaftigkeit des Menschen und der ewigen Verdammnis, des menschlichen Wandels auf dem dünnen Eis des Todes lautete die zentrale dieser Fragen: wie bekomme ich einen gnädigen Gott? Sie war weit mehr als eine theoretische Religionsbetrachtung, sondern der Kern menschlichen Lebens in und vor Gott überhaupt. Bei dem Theologiestudenten Martin Luther führte sie in den Jahren von etwa 1507 bis 1515 zu einem Leben voller Anfechtungen und Pein. Nach etlichen inneren Kämpfen existenziellen Ausmaßes wurde er vom sogenannten Turmerlebnis, das zwischen 1511 und 1515 gelegen haben dürfte, erweckt. Hatte er bis dahin geglaubt, die Gerechtigkeit Gottes bedeute, in Gott einen strengen Richter vorzufinden, der den Menschen nach seinem Wandel auf der Erde beurteilt und ihm demnach das ewige Leben oder die ewige Verdammnis zuspricht, so kam er nunmehr zu dem Ergebnis, daß Gottes Gerechtigkeit in einem reinen Gnadengeschenk besteht, das dem Menschen durch den Glauben an Jesus Christus zuteil wird. Hierin lag und liegt der Kern zur Revolutionierung der gesamten katholischen Lehre, denn damit wird sowohl die Theorie der Werkgerechtigkeit hinfällig, nach der der Mensch nur genug gute Werke vollbringen muss, um sich Gottes Gnade zu verdienen, bzw. erarbeiten, als auch die zubilligende Instanz, sprich die Institution der Kirche. Kirche bleibt dann zwar noch der Ort der Zeremonie, der biblischen Gemeinschaft usw. aber nicht mehr der Verteilung des Seelenheils. Diese Umwertung kann kann gar nicht überschätzt werden: Schuld begründet bekanntlich die Herrschaft derjenigen, die die Macht haben, Schuld zu vergeben. Das erleben gerade wir Deutsche ständig im Angesicht der erhobenen Zeigefinger bezüglich unserer ach so finsteren Vergangenheit. Solche Herrschaft verfällt, wenn die Vergebung allein aus dem Glauben gewährt wird.  „Das Fanal von Wittenberg“ weiterlesen

In Liebe zu Volk und Heimat

Wenn im Fernsehprogramm ein Liebesfilm angekündigt wird, erwartet der Zuschauer alles Mögliche, aber mit Sicherheit keine Geschichte über das Augusterlebnis von 1914. Überhaupt scheint der Begriff „Vaterlandsliebe“ eine Liebe im übertragenen Sinn zu bedeuten, wohingegen die „eigentliche“ Liebe die innige Verbindung zweier Menschen darstellen soll, die an Intensität über jede Freundschaft hinausgeht und zu wesentlichen Teilen vom erotischen Faktor geprägt wird. Den Kritikern galt die Vaterlandsliebe deshalb seit jeher als falsches Pathos, welches im besten Fall eine lächerliche Verklärung, im schlimmeren und deutschen Fall aber die Vorbereitung eines Angriffskrieges oder gar die Herbeiführung von Auschwitz bedeute. Dem früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann schreibt man zu, die angebliche Begriffsklitterung mit dem Bonmot entlarvt zu haben, „ich liebe keine Staaten, ich liebe meine Frau.“ [1] „In Liebe zu Volk und Heimat“ weiterlesen